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Bundesgesetzes über die Unterstützung der nationalen Menschenrechtsinstitution (MRIG)

17. Oktober 2017

Eid­ge­nös­si­sches Jus­tiz und Po­li­zei­de­par­te­ment

Bun­des­amt für Jus­tiz

Fach­be­reich In­ter­na­tio­na­ler Men­schen­rechts­schutz

Frau Cor­de­lia Eh­rich

Bun­des­rain 20

3003 Bern

Bern, 10. Ok­to­ber 2017

Ver­nehm­las­sung zum Vor­ent­wurf des Bun­des­ge­set­zes über die Un­ter­stüt­zung der na­tio­na­len Men­schen­rechts­in­sti­tu­ti­on (MRIG) von grund­rech­te.ch

Sehr ge­ehr­te Frau Bun­des­rä­tin, sehr ge­ehr­ter Herr Bun­des­rat,

sehr ge­ehr­te Da­men und Her­ren

Sie er­hal­ten vor­lie­gend die Ver­nehm­las­sungs­ant­wort von grund­rech­te.ch zum Bun­des­ge­setz über die Un­ter­stüt­zung der na­tio­na­len Men­schen­rechts­in­sti­tu­ti­on (MRIG). Ger­ne hof­fen wir, dass un­se­re An­re­gun­gen in die de­fi­ni­ti­ve Vor­la­ge ein­flies­sen wer­den.

In­halt der Stel­lung­nah­me

1. Vor­be­mer­kun­gen

2. All­ge­mei­ne Be­mer­kun­gen

3. Be­mer­kun­gen zu den ein­zel­nen Ar­ti­keln

1. Vor­be­mer­kun­gen

grund­rech­te.ch setzt sich für den Er­halt und die Ver­wirk­li­chung von Grund- und Men­schen­rech­ten ein, weil sie die Be­din­gung für ei­ne de­mo­kra­ti­sche Ge­sell­schaft und für die in­di­vi­du­el­le und kol­lek­ti­ve Ent­fal­tung Al­ler sind.

grund­rech­te.ch ist Mit­glie­der der un­ab­hän­gi­gen «NGO-Platt­form Men­schen­rech­te», wel­che sich zum Ziel ge­setzt hat die Men­schen­rechts­ar­beit in der Schweiz zu stär­ken. Die Platt­form be­glei­tet das seit 2011 be­ste­hen­de «Schwei­ze­ri­schen Kom­pe­tenz­zen­trums für Men­schen­rech­te» (SKMR). Als Mit­glied der Platt­form ha­ben wir die Ar­beit des SKMR mit­ver­folgt und schät­zen die Ar­beit des SKMR.

Die Um­wand­lung des SKMR in ei­ne un­ab­hän­gi­ge Men­schen­rechts­in­sti­tu­ti­on ist nicht nur wün­schens­wert, son­dern löst die Ver­spre­chen ein, wel­che die Schweiz mit den Pa­ri­sern Prin­zi­pi­en ein­ge­gan­gen ist. Wir be­grüs­sen, dass die Schweiz nach fast 20 Jah­ren war­ten nun ak­tiv wird bei der Grün­dung ei­nes un­ab­hän­gi­gen NMRI. Die Vor­la­ge, so wie sie nun vor­liegt, geht in un­se­ren Au­gen aber zu we­nig weit.

An­statt die Men­schen­rech­te in der Schweiz und In­ter­na­tio­nal zu stär­ken, be­schränkt die Schweiz das ge­plan­te NMRI in un­nö­ti­ger Wei­se.

Ziel der Schweiz muss es sein, ei­ne un­ab­hän­gi­ge na­tio­na­le Men­schen­rechts In­sti­tu­ti­on mit A-Sta­tus zu schaf­fen, wie es die Pa­ri­ser Prin­zi­pi­en vor­se­hen. Nur ei­ne sol­che In­sti­tu­ti­on wird der hu­ma­ni­tä­ren Tra­di­ti­on und der schwei­ze­ri­schen Men­schen­rechts­po­li­tik ge­recht und kann ei­nen tat­säch­li­chen Bei­trag leis­ten, die Men­schen­rechts­si­tua­ti­on zu ver­bes­sern.

2. All­ge­mei­ne Be­mer­kun­gen

Zur Trä­ger­schaft:

grund­rech­te.ch steht der ge­plan­ten uni­ver­si­tä­ren An­bin­dung des NMRI skep­tisch ge­gen­über. Ei­ner­seits sind Kon­flik­te zwi­schen der aka­de­mi­schen Frei­heit und dem Men­schen­rechts-Man­dat vor­pro­gram­miert, an­de­rer­seits sind die Uni­ver­si­tä­ten von den Kan­to­nen fi­nan­ziert. Die fi­nan­zi­el­le Ab­hän­gig­keit der Uni­ver­si­tä­ten von den Kan­to­nen schränkt aber die Un­ab­hän­gig­keit des NMRI ein. Ge­ra­de ge­gen­über den Kan­to­nen muss aber die Kon­trol­le von Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen in Ge­fäng­nis­sen, Hei­men oder bei der Po­li­zei­ar­beit ge­währ­leis­tet sein. Um ei­nen sol­chen Kon­flikt zu ver­hin­dern, soll­te die NMRI nicht an ei­ne staat­li­che In­sti­tu­ti­on, wie die Uni­ver­si­tä­ten an­ge­bun­den wer­den.

Zur Auf­ga­be:

Für grund­rech­te.ch fehlt im Ge­setz die wich­tigs­te Auf­ga­be ei­ner Na­tio­na­len Men­schen­rechts­in­sti­tu­ti­on. Ziel darf es nicht nur sein, die Men­schen­rech­te zu för­dern, son­dern auch - so wie es die Pa­ri­ser Prin­zi­pi­en vor­se­hen - zu schüt­zen. Ge­mäss Be­richt des Bun­des­rats fällt die Be­hand­lung von «Ein­zel­fäl­len im Sin­ne ei­ner Om­buds­funk­ti­on […] nicht in den Auf­ga­ben­be­reich der NMRI». Dies wi­der­spricht der Idee ei­ner Na­tio­na­len Men­schen­rechts­in­sti­tu­ti­on, so wie sie die UNO-Ge­ne­ral­ver­samm­lung in den Pa­ri­ser Prin­zi­pi­en vor­ge­se­hen hat.

Der Schutz der Men­schen­rech­te kann nur ge­währ­leis­tet wer­den, wenn Ver­let­zun­gen von ei­nem un­ab­hän­gi­gen Ge­richt über­prüft wer­den. So muss ein ef­fek­ti­ver Men­schen­rechts­schutz auf in­di­vi­du­el­ler Ebe­ne den Zu­gang zur Jus­tiz si­cher­stel­len. Die Rol­le des NMRI muss es da­her sein, den Zu­gang zur Jus­tiz zu för­dern.

3. Be­mer­kun­gen zu den ein­zel­nen Ar­ti­keln

Art. 5 Plu­ra­lis­ti­sche Ver­tre­tung ge­sell­schaft­li­cher Kräf­te

grund­rech­te.ch for­dert, dass al­le ge­sell­schaft­li­chen Kräf­te zur För­de­rung und Schutz der Men­schen­rech­te in die Ar­beit des NMRI ein­ge­bun­den wer­den. So wie Ar­ti­kel 5 mo­men­tan aus­ge­stal­tet ist, reicht dies nicht. Die Auf­ga­be des Bun­des­rats muss es sein, die Or­ga­ni­sa­ti­ons­struk­tur in ei­ner Ver­ord­nung klar zu re­geln, um si­cher­zu­stel­len, dass dem Ge­dan­ke der Pa­ri­ser Prin­zi­pen nach ei­ner plu­ra­lis­ti­schen Ver­tre­tung der ge­sell­schaft­li­chen Kräf­te Rech­nung ge­tra­gen wird. Dar­um schla­gen wir fol­gen­de For­mu­lie­rung für Art. 5 vor:

«Art. 5 Abs. 2 (neu): Der or­ga­ni­sa­to­ri­sche Rah­men der NMRI wird in Über­ein­stim­mung mit den Pa­ri­ser Prin­zi­pi­en in ei­ner Ver­ord­nung zum Ge­setz fest­ge­legt.»

Wir dan­ken Ih­nen für die Be­rück­sich­ti­gung un­se­rer An­lie­gen und ste­hen für Rück­fra­gen ger­ne zur Ver­fü­gung.

Freund­li­che Grüs­se

Vik­tor Györf­fy, Prä­si­dent grund­rech­te.ch

 

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