Bundesrat will Urheberrecht modernisieren

6. Juni 2014

Me­di­en­mit­tei­lung Bun­des­rat

Bern - Der Bun­des­rat will das Ur­he­ber­recht mo­der­ni­sie­ren und die Rech­te und Pflich­ten von Kul­tur­schaf­fen­den, Kon­su­men­ten und Pro­vi­dern mit ge­ziel­ten Mass­nah­men an die Rea­li­tät des In­ter­nets an­pas­sen. Das Eid­ge­nös­si­sche Jus­tiz- und Po­li­zei­de­par­te­ment (EJPD) wird bis En­de 2015 ei­ne Vor­la­ge für die Ver­nehm­las­sung er­ar­bei­ten. Es wird sich da­bei zum ei­nen auf Emp­feh­lun­gen stüt­zen, wel­che die Ar­beits­grup­pe zum Ur­he­ber­recht (AGUR12) ver­ab­schie­det hat. Zum an­dern wird das EJPD die Er­kennt­nis­se ei­ner Ar­beits­grup­pe be­rück­sich­ti­gen, die der­zeit die zi­vil­recht­li­che Ver­ant­wort­lich­keit von Pro­vi­dern ganz ge­ne­rell prüft.

Ziel der Re­vi­si­on des Ur­he­ber­rechts ist es, die Si­tua­ti­on für die Kul­tur­schaf­fen­den zu ver­bes­sern, oh­ne die Po­si­ti­on der Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten zu ver­schlech­tern. So soll na­ment­lich das Her­un­ter­la­den von ge­schütz­ten Wer­ken zu pri­va­ten Zwe­cken zu­läs­sig blei­ben, das Hoch­la­den zur wei­te­ren Ver­brei­tung hin­ge­gen il­le­gal. Dem Da­ten­schutz und den Rechts­weg­ga­ran­ti­en wird bei der Re­vi­si­on gros­se Be­ach­tung ge­schenkt.

Pro­vi­der in der Pflicht

Ge­mäss den Emp­feh­lun­gen der AGUR12 sol­len die In­ter­net­pro­vi­der da­für sor­gen, dass rechts­ver­let­zen­de In­hal­te von ih­ren Platt­for­men ent­fernt und fern­ge­hal­ten wer­den. Die AGUR12 emp­fiehlt wei­ter, dass Pro­vi­der auf An­wei­sung der Be­hör­den in schwer­wie­gen­den Fäl­len den Zu­gang zu of­fen­sicht­lich il­le­ga­len In­hal­ten oder Quel­len sper­ren müs­sen. Die­sen neu­en Pflich­ten bei der Be­kämp­fung der In­ter­net­pi­ra­te­rie wür­de nach den Vor­stel­lun­gen der AGUR12 ei­ne Haf­tungs­be­frei­ung der Pro­vi­der ge­gen­über­ste­hen.

Auf­klä­ren­de Hin­wei­se an die Kon­su­men­ten

Wer in schwer­wie­gen­der Wei­se ge­gen das Upload-Ver­bot ver­stösst, zum Bei­spiel in Peer-to-Peer-Netz­wer­ken, kann schon heu­te recht­lich be­langt wer­den. Die AGUR12 emp­fiehlt, dass fehl­ba­re Kon­su­men­ten künf­tig mit ei­nem auf­klä­ren­den Hin­weis auf die mög­li­chen Fol­gen ih­res Han­dels hin­ge­wie­sen wer­den. Die­ser Hin­weis gibt dem User die Mög­lich­keit, sein Ver­hal­ten zu än­dern. Dau­ert der schwer­wie­gen­de Rechts­ver­stoss an, soll sei­ne Iden­ti­tät nach den Vor­stel­lun­gen der AGUR12 künf­tig dem Rech­te­inha­ber ge­mel­det wer­den, da­mit die­ser sei­ne zi­vil­recht­li­chen An­sprü­che gel­tend ma­chen kann.

Der Bun­des­rat will die Stoss­rich­tung die­ses An­sat­zes grund­sätz­lich wei­ter ver­fol­gen, ihn aber erst noch ver­tieft prü­fen las­sen. Da­bei will er un­ter an­de­rem klä­ren, was un­ter "schwer­wie­gen­den" Ver­stös­sen zu ver­ste­hen ist, in wel­cher Form die Hin­wei­se er­fol­gen kön­nen und wie das Ver­fah­ren zur Her­aus­ga­be der Iden­ti­tät aus­ge­stal­tet wer­den kann.

Ge­prüft wird schliess­lich auch ei­ne Be­schrän­kung der Leer­trä­ger­ver­gü­tung auf Nut­zun­gen, die nicht schon vom Ver­trag mit ei­ner le­ga­len Platt­form ab­ge­deckt sind. Dies soll Dop­pel­zah­lun­gen ver­mei­den. Auf ei­ne all­ge­mei­ne, al­le Nut­zun­gen im In­ter­net ab­de­cken­de Kul­tur­flat­rate hin­ge­gen will der Bun­des­rat ent­spre­chend der Emp­feh­lung der AGUR12 vor­erst ver­zich­ten. Sie wür­de na­ment­lich ge­gen in­ter­na­tio­na­le Ver­trä­ge ver­stos­sen.

Be­richt der AGUR12 wert­vol­le Grund­la­ge

Das EJPD stützt sich bei sei­nen Ar­bei­ten auf Emp­feh­lun­gen der AGUR12, die Bun­des­rä­tin Si­mo­net­ta Som­maru­ga ein­ge­setzt hat­te. Der Schluss­be­richt, den die AGUR12 En­de 2013 vor­leg­te, bil­det ei­ne wert­vol­le Grund­la­ge für die­se Fol­ge­ar­bei­ten, aber nicht die ein­zi­ge: Der Bun­des­rat will sei­ne kon­kre­ten Ent­schei­de über Mass­nah­men im Zu­sam­men­hang mit Pro­vi­dern in­halt­lich und zeit­lich auch auf die Ar­bei­ten ei­ner in­ter­de­par­te­men­ta­len Ar­beits­grup­pe ab­stim­men. Die­se Ar­beits­grup­pe un­ter der Lei­tung des EJPD prüft zur­zeit ge­ne­rell die Fra­ge der zi­vil­recht­li­chen Ver­ant­wort­lich­keit von Platt­form­be­trei­bern und Pro­vi­dern. Ge­stützt auf das Pos­tu­lat Am­herd (11.3912) hat­te der Bun­des­rat das EJPD am 9. Ok­to­ber 2013 be­auf­tragt, zu die­sen Fra­gen ge­ge­be­nen­falls bis En­de 2015 ei­nen Vor­ent­wurf zu er­stel­len.

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