Geldspielgesetz und Netzsperren: Mit lizenzierten Zulassungen gäbe es mehr Geld für AHV, Kultur und Suchtprävention

17. April 2018

On­line-Geld­spie­le sind in der Schweiz heu­te ver­bo­ten. Mit dem neu­en Geld­spiel­ge­setz will man die recht­li­che Grund­la­ge für ei­ne On­line-Kon­zes­si­on schaf­fen. Al­ler­dings kön­nen sich nur Be­trei­ber von be­ste­hen­den Ca­si­nos für die be­grenz­te An­zahl an Kon­zes­sio­nen be­wer­ben - an­de­re An­bie­ter aus dem In- oder Aus­land sind aus­ge­schlos­sen und sol­len mit ei­ner Netz­sper­re be­legt wer­den. Das ist schäd­lich und kon­tra­pro­duk­tiv.

grund­rech­te.ch ist ge­gen die­se Vor­la­ge, weil Netz­sper­ren schäd­lich und un­wirk­sam sind. Sie ma­chen das In­ter­net un­si­cher und sind zu­dem ex­trem ein­fach zu um­ge­hen. Viel bes­ser wä­re es (ge­we­sen), aus­län­di­sche An­bie­ter von on­line-Ca­si­nos und on­line-Sport­wet­ten für die Schweiz zu li­zen­sie­ren (Ver­ga­be der Kon­zes­si­on zu den­sel­ben Be­din­gun­gen, wie sie für Schwei­zer An­bie­ter gel­ten), so wie das zum Bei­spiel Dä­ne­mark macht (sie­he Kas­ten un­ten). Da­mit wür­de der Topf aus dem Glücks­spiel ins­ge­samt grös­ser als mit Netz­sper­ren und oh­ne Li­zen­zie­rung aus­län­di­scher An­bie­ter, was ne­ben der AHV auch den zahl­rei­chen Kul­tur­schaf­fen­den zu­gu­te kä­me, die zur Fi­nan­zie­rung ih­rer Pro­jek­te auf fi­nan­zi­el­le Bei­tra­ge der Lot­te­rie­fonds, wel­che aus Er­trä­gen aus Lot­te­ri­en und Sport­wet­ten ge­spie­sen wer­den, an­ge­wie­sen sind. Die jet­zi­ge Vor­la­ge ist da­mit kon­tra­pro­duk­tiv und er­weist der AHV und Kul­tur­schaf­fen­den ei­nen Bä­ren­dienst.

Bun­des­rat und Par­la­ment ha­ben es ver­passt, auch aus­län­di­sche An­bie­ter zu­zu­las­sen, so­fern sie be­le­gen, dass sie ad­äquat (ana­log den Schwei­zer An­bie­tern) mit der Spiel­sucht­pro­ble­ma­tik um­ge­hen und in der Schweiz eben­falls ih­ren Obu­lus ent­rich­ten. So wür­de letzt­lich der Glücks­spiel­topf grös­ser. Se­riö­se aus­län­di­sche An­bie­ter wä­ren durch­aus be­reit, dar­auf ein­zu­stei­gen. Die an­de­ren wer­den auch durch Netz­sper­ren nur schwer aus der Schweiz aus­ge­sperrt wer­den kön­nen, und den spiel­süch­ti­gen Men­schen ist da­mit nicht ge­hol­fen.

Es geht bei die­ser Vor­la­ge um sehr viel Geld, nicht zu­letzt bei der ein­hei­mi­schen Glücks­spiel­in­dus­trie. Aber wenn es nicht nur um den (Kon­kur­renz-) Schutz der 21 Schwei­zer Ca­si­nos ge­hen soll (wel­che üb­ri­gens von den Be­sitz­ver­hält­nis­sen her so ein­hei­misch gar nicht sind), son­dern um ei­ne wirk­sa­me Re­gu­lie­rung ein­schliess­lich Spiel­sucht­prä­ven­ti­on und dar­um, auch aus dem On­line-Glücks­spiel Mit­tel zur Ver­fü­gung zu ha­ben, ge­ra­de auch für die Kul­tur, dann ist das jet­zi­ge Ge­setz ei­ne sehr schlech­te Va­ri­an­te. Des­halb lehnt grund­rech­te.ch die Vor­la­ge ab mit dem Ziel, dass Bun­des­rat und Par­la­ment - soll­te die Vor­la­ge tat­säch­lich an der Ur­ne schei­tern - die bis­he­ri­ge Hal­tung über­prü­fen und sich bei­spiels­wei­se am Vor­ge­hen von Dä­ne­mark ori­en­tie­ren.

Das dä­ni­sche Mo­dell

(Quel­le: NZZ, 9. April 2018)

In Dä­ne­mark kön­nen seit 2012 auch aus­län­di­sche Fir­men rei­ne On­line-Li­zen­zen er­wer­ben, de­ren Zahl ist nicht be­schränkt (Li­zen­zen für On­line-Ca­si­nos und On­line-Wet­ten). Die Vor­aus­set­zun­gen da­für: Die An­bie­ter müs­sen fi­nan­zi­ell so­li­de auf­ge­stellt sein und die Ge­win­ne ga­ran­tie­ren kön­nen; sie müs­sen die Spie­ler re­gis­trie­ren und die An­ga­ben mit ei­ner Da­ten­bank ab­glei­chen, auf wel­cher sich Spie­ler frei­wil­lig ein­tra­gen kön­nen, wenn sie sich vom On­line-Geld­spiel aus­schlies­sen wol­len. Die Fir­ma darf ih­ren Sitz im Aus­land ha­ben, muss je­doch der Geld­spiel­be­hör­de ei­nen Re­mo­te-Zu­gang ge­wäh­ren zur Kon­trol­le des Sys­tems. Für Steu­er­fra­gen müs­sen die Fir­men in Dä­ne­mark selbst ei­ne ju­ris­ti­sche Ver­tre­tung be­nen­nen.

Bei al­len li­zen­zier­ten An­bie­tern, al­so auch bei de­nen im Aus­land, stat­ten die dä­ni­schen Be­hör­den Fir­men­be­su­che ab. Da­bei er­hält sie nach ei­ge­nen An­ga­ben Ein­sicht in die Struk­tur der Un­ter­neh­men, lernt die Fir­men­lei­tung ken­nen und tauscht sich aus über all­ge­mei­ne The­men und spe­zi­fi­sche Fra­gen. Mit ei­nem so­ge­nann­ten Web­craw­ler, ei­ner au­to­ma­ti­schen Such­soft­ware, sucht die dä­ni­sche Geld­spiel-Be­hör­de das In­ter­net sys­te­ma­tisch nach ver­däch­ti­gen Web­sites ab. 2017 er­gab das 328 Tref­fer, von de­nen sich nach ge­naue­ren Ab­klä­run­gen die gros­se Mehr­heit als le­gal oder oh­ne Be­zug zum Geld­spiel her­aus­stell­te. In 31 Fäl­len in­ter­ve­nier­te die Be­hör­de. In ei­nem ers­ten Schritt weist die dä­ni­sche Auf­sicht die Be­trei­ber dar­auf hin, dass ihr An­ge­bot dä­ni­sches Recht ver­let­ze. Sie wer­den auf­ge­for­dert, die il­le­ga­len Ak­ti­vi­tä­ten ein­zu­stel­len. Erst bei An­bie­tern von On­line-Geld­spie­len, die nicht ko­ope­rie­ren (be­zie­hungs­wei­se ihr An­ge­bot nicht an­pas­sen), lässt die dä­ni­sche Be­hör­de den Zu­gang zu den be­tref­fen­den Web­sites tech­nisch und über ein ent­spre­chen­des Ge­richts­ver­fah­ren sper­ren.

 

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