Keine Schnellgerichte für Hooligans

24. September 2012

Der Nationalrat ist gegen Schnellgerichte für gewalttätige Sportfans. Und: In den Augen der Grossen Kammer hat die SBB auch nicht die Pflicht, Fussballfans befördern.

Der Na­tio­nal­rat ist ge­gen Schnell­ge­rich­te für ge­walt­tä­ti­ge Sport­fans. Er hat am Mon­tag ei­ne Mo­ti­on sei­ner Si­cher­heits­po­li­ti­schen Kom­mis­si­on mit 101 zu 66 Stim­men bei 7 Ent­hal­tun­gen ab­ge­lehnt. Die­se woll­te Hoo­li­gans künf­tig an Ort und Stel­le zur Re­chen­schaft zie­hen.

Die SIK ziel­te mit ih­rer Mo­ti­on auf schweiz­weit gül­ti­ge Rechts­grund­la­gen, da­mit die be­trof­fe­nen Kan­to­ne vor al­lem für Fuss­ball­spie­le Schnell­ge­rich­te ein­füh­ren kön­nen. Sie ori­en­tier­te sich am Bei­spiel St. Gal­len, wie SIK-Spre­che­rin Edith Graf-Lit­scher (SP/TG) ih­ren Rats­kol­le­gen er­klär­te.

Der Ost­schwei­zer Kan­ton kennt sol­che Schnell­ge­rich­te an Fuss­ball­spie­len seit dem Som­mer 2009. All­fäl­li­ge Hoo­li­gans kön­nen dort un­mit­tel­bar nach dem Spiel ver­ur­teilt wer­den. Ein Un­ter­su­chungs­rich­ter schiebt je­weils Pi­kett und wer­tet bei Vor­fäl­len das Vi­deo­ma­te­ri­al aus.

Ho­heit der Kan­to­ne

Ei­ne sol­che Mass­nah­me geht dem Na­tio­nal­rat zu weit. Er folg­te des­halb nicht den Emp­feh­lun­gen sei­ner Kom­mis­si­on, son­dern je­nen von Bun­des­rä­tin Do­ris Leuthard: Ei­ne Ge­set­zes­vor­la­ge für sol­che Schnell­ge­rich­te wür­de die Kom­pe­ten­zen der Kan­to­ne be­schnei­den, sag­te sie.

Zu­dem sei es nicht ein­zu­se­hen, mit sol­chen Schnell­ge­rich­ten nur auf Hoo­li­gans zu zie­len: «Es kä­men mir auch noch ein paar an­de­re De­lik­te in den Sinn, bei de­nen der Staat ein In­ter­es­se an schnel­len Ver­fah­ren hät­te», sag­te Leuthard.

Die gel­ten­de Straf­pro­zess­ord­nung er­mög­licht es den Kan­to­nen be­reits heu­te, Schnell­ge­rich­te ein­zu­füh­ren - bei Be­darf und wenn sie die nö­ti­gen Res­sour­cen wie et­wa Un­ter­su­chungs­rich­ter, die an ei­nem Sonn­tag­nach­mit­tag zur Ver­fü­gung ste­hen, auf­brin­gen. Ver­schie­de­ne Kan­to­ne wen­den die­se Pra­xis bei klei­ne­ren De­lik­ten an.

Kei­ne Trans­port­pflicht mehr

Wei­ter stärk­te der Na­tio­nal­rat dem Bun­des­rat für die Ge­set­zes­än­de­rung beim Hoo­li­g­an­trans­port den Rü­cken. Die gros­se Kam­mer nahm mit 135 zu 26 Stim­men bei 13 Ent­hal­tun­gen ei­ne Mo­ti­on der SIK an, die den Bahn­un­ter­neh­men beim Trans­port von Sport­fans mehr Rech­te ein­räu­men will.

Der Bun­des­rat hat be­reits sol­che Mass­nah­men auf­ge­gleist und im ver­gan­ge­nen Ju­ni ei­ne Ge­set­zes­än­de­rung in die Ver­nehm­las­sung ge­schickt.

Dem­nach sol­len die SBB und an­de­re Bah­nen Fuss­ball­fans da­zu ver­pflich­ten kön­nen, in ei­nem Ex­tra­zug zu ei­nem Spiel zu rei­sen. An­sons­ten kön­nen sie den Sport­fans die Be­för­de­rung ver­wei­gern - selbst wenn die­se ein Bil­lett ge­kauft ha­ben.

Die Ver­nehm­las­sung dau­ert noch bis zum 11. Ok­to­ber. Ver­kehrs­mi­nis­te­rin Leuthard kün­dig­te an, dass die Vor­la­ge zur Re­vi­si­on des Per­so­nen­be­för­de­rungs­ge­set­zes bis spä­tes­tens im zwei­ten Quar­tal 2013 zu er­war­ten sei.

(sda)

 

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