Ausschaffungsinitiative der SVP nicht direkt anwendbar

6. Februar 2013

Die SVP-Initiative zur Ausschaffung krimineller Ausländer ist nicht direkt anwendbar. Das Parlament muss zuerst über die Umsetzung der Initiative befinden. Dies hat das Bundesgericht am 12. Oktober 2012 entschieden.

Die Eid­ge­nös­si­sche Volks­in­itia­ti­ve zur Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der wur­de am 28. No­vem­ber 2010 von Volk und Stän­den mit rund 53 Pro­zent Ja-Stim­men an­ge­nom­men. Sie sieht die au­to­ma­ti­sche Aus­schaf­fung von Aus­län­dern vor, die ge­wis­se Straf­ta­ten be­gan­gen ha­ben. Da­zu ge­hö­ren vor­sätz­li­che Tö­tung, Ver­ge­wal­ti­gung, Raub oder Dro­gen­han­del.

Ver­fas­sungs­be­stim­mun­gen sei­en nie iso­liert zu be­trach­ten, sie müss­ten im­mer im Kon­text ge­se­hen wer­den, ar­gu­men­tier­ten die Rich­ter. So sei sämt­li­chen Ver­fas­sungs­be­stim­mun­gen so­wie dem Völ­ker­recht Rech­nung zu tra­gen. In die­sem Zu­sam­men­hang ver­lan­ge die Eu­ro­päi­sche Men­schen­rechts­kon­ven­ti­on (EM­RK) et­wa die Be­rück­sich­ti­gung des Fa­mi­li­en­le­bens.

Kurz vor An­nah­me der Aus­schaf­fungs­in­itia­ti­ve hat das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt ei­nen Ecua­do­ria­ner we­gen Straf­fäl­lig­keit weg­ge­wie­sen. Weil sei­ne Frau und sei­ne 1999 ge­bo­re­ne Toch­ter in der Schweiz le­ben, darf er nicht in sei­ne Hei­mat aus­ge­wie­sen wer­den. Dies hat der Eu­ro­päi­sche Ge­richts­hof für Men­schen­rech­te am 8. Ju­li 2014 ent­schie­den. Das Recht auf Fa­mi­li­en­le­ben sei hö­her zu ge­wich­ten als das Si­cher­heits­in­ter­es­se der Schweiz. Noch vie­le Aus­schaf­fun­gen dürf­ten am Eu­ro­päi­sche Ge­richts­hof für Men­schen­rech­te schei­tern.

 

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