«Deportation der Fussballfans»: offizielle FC Aarau Fan-Reise abgeblasen

15. März 2013

Dominic Kobelt, Aargauer Zeitung

Remo Conoci, Pressechef des FC Aarau, ist ausser sich. Auf seinem Blog äussert er sich unter dem Titel «Die Deportation der Fussballfans» über die Auflagen, die für das Cupspiel zwischen dem Neuchâtel Xamax FCS und dem FC Aarau gemacht wurden.

Alle Fans müssten sich vor Betreten des Cars ausweisen. «Dieses Fahrzeug darf nirgendwo einen Zwischenhalt machen, die Gäste dürfen das Fahrzeug auf der rund 100 Kilometer langen Strecke zu keinem Zeitpunkt verlassen. Auf bestimmten Abschnitten wird das Fahrzeug von bewaffneter Polizei begleitet und bewacht. Während der ganzen Fahrt befindet sich Sicherheitspersonal an Bord», schreibt Conoci.

Am Ziel müssten die Fans ohne Umwege ins Stadion, wo sie durchsucht würden. «Der zugewiesene Sektor darf nicht verlassen werden. Nach zwei Stunden Aufenthalt, während denen die Menschen von mehreren Kameras gefilmt und von Dutzenden, zum Teil verdeckt arbeitenden Polizeikräften ständig kontrolliert werden, muss die Gruppe die Stadt auf dem schnellsten Weg wieder verlassen und darf wiederum keine Abstecher, Zwischenhalte oder anderweitig auffällige Aktivitäten vornehmen.»

«Bei Asylbewerbern wär der Aufschrei riesengross»

Der FC Aarau schreibt dazu auf seiner Webpage: «Die sehr strengen Auflagen haben dazu geführt, dass die üblicherweise mit der Durchführung betrauten Gruppen und auch der FC Aarau auf die Organisation einer offiziellen Fan-Reise verzichten. Deshalb gibt es beim Cupspiel vom kommenden Sonntag weder einen Extrazug noch eine Busfahrt nach Neuenburg.»

«Wie gefangene Deportiert»

Conoci geht in seinem Blog noch weiter mit der Kritik: Die Fan-Reise, die sie sich die Kantonspolizei Neuenburg vorstelle, hörten sich an wie eine «Deportation von Gefangenen aus dem Zweiten Weltkrieg». Und weiter: «Würde es sich an Stelle der Fussballfans um Asylbewerber handeln, wäre der Aufschrei riesengross. Von Vorverurteilung und pauschaler Kriminalisierung wäre die Rede, von rassistischem Umgang mit Minderheiten und von Entzug der Menschenrechte.»

Wäre das Fussballstadion ein Schwimmbad, so würde sich sogar die Bundesrätin einschalten, schreibt Conoci.

Mittleres Risiko-Spiel

Die Kantonspolizei Neuenburg sieht die Ausgangslage naturgemäss anders: «Das Spiel wurde als ein mittleres Risiko-Spiel eingestuft», sagt Pierre-Louis Rochaix, Mediensprecher der Kantonspolizei Neuenburg.

Er verweist auf das Hooligan-Konkordat und das Gesetz über die Verhinderung von Gewalt bei Sportveranstaltungen. Laut Gesetzeslage darf dürfen die Behörden des Gastgebers bestimmen, auf welche Weise eine geschlossene Fan-Gruppe beispielsweise aus dem Aargau bis in den Fan-Sektor zu gelangen hat.

Das Spiel sei aufgrund früherer Erfahrungen in die mittlere Risikostufe eingeteilt worden, so Rochaix. «Bei allen Spielen in der mittleren oder höchsten Risikostufe werden wir solche Massnahmen ergreifen.»

Für das Spiel gegen den FCA bedeute das: Ein fester Abfahrtszeitpunkt, keine Zwischenhalte, alkoholisierte Personen würden nicht ins Stadion gelassen und während des Spiels habe es zivile Beamte unter den Fans. Voraussichtlich bleibe der Gästesektor geschlossen.

Rochaix bestätigt auch, dass die Fans vom Car direkt ins Stadion und nach dem Spiel direkt zurück in den Car müssten. Ausflüge in die Stadt seien nicht erlaubt.

Der FC Aarau empfiehlt seinen Fans, die Anreise individuell zu planen und das Ticket für einen der übrigen Sektoren über den gewöhnlichen Vorverkauf zu beziehen.

 

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