Urteil 1B_231/2013

25. November 2013

Bun­des­ge­richt

Tri­bu­nal fédéral

Tri­bu­na­le fe­dera­le

Tri­bu­nal fe­deral

{T 0/2}

1B_231/2013

Ur­teil vom 25. No­vem­ber 2013

I. öf­fent­lich-recht­li­che Ab­tei­lung

Be­set­zung

Bun­des­rich­ter Fon­jal­laz, Prä­si­dent,

Bun­des­rich­ter Ae­mi­seg­ger, Mer­k­li, Eu­se­bio, Chaix,

Ge­richts­schrei­ber Stoh­ner.

Ver­fah­rens­be­tei­lig­te

Staats­an­walt­schaft des Kan­tons St. Gal­len, Kan­to­na­les Un­ter­su­chungs­amt, Spi­ser­gas­se 15, 9001 St. Gal­len, Be­schwer­de­füh­re­rin,

ge­gen

X.________, Be­schwer­de­geg­ner, ver­tre­ten durch Rechts­an­walt An­dre­as Jo­seph­sohn.

Ge­gen­stand

Ent­sie­ge­lung,

Be­schwer­de ge­gen den Ent­scheid vom 4. Ju­ni 2013 des Kan­to­na­len Zwangs­mass­nah­men­ge­richts des Kan­tons St. Gal­len.

Sach­ver­halt:

A.

Am 15. De­zem­ber 2009 er­hob die Staats­an­walt­schaft St. Gal­len beim Kreis­ge­richt Wer­den­berg-Sar­gan­ser­land An­kla­ge ge­gen Rechts­an­walt X.________ we­gen mehr­fa­cher Ver­ge­hen ge­gen das UWG (SR 241). X.________ wird ver­däch­tigt, an der Krea­ti­on von Mas­sen­aus­sen­dun­gen mit un­lau­te­rem und be­trü­ge­ri­schem In­halt, dem Auf- und Aus­bau ei­nes Ge­schäfts­mo­dells mit zahl­rei­chen be­tei­lig­ten Fir­men zur Streu­ung sol­cher Mas­sen­aus­sen­dun­gen in meh­re­ren Län­dern so­wie an der Ver­schleie­rung der Her­kunft und des Mit­tel­flus­ses der durch die­se un­lau­te­ren und be­trü­ge­ri­schen Mas­sen­aus­sen­dun­gen er­lang­ten Gel­der ak­tiv mit­ge­wirkt zu ha­ben. Mit Ent­scheid vom 7. Ju­ni 2012 wies das Kreis­ge­richt die An­kla­ge an die Staats­an­walt­schaft zu­rück. Die­se dehn­te in der Fol­ge das Straf­ver­fah­ren ge­gen X.________ auf die Tat­be­stän­de des ge­werbs­mäs­si­gen Be­trugs und der qua­li­fi­zier­ten Geld­wä­sche­rei aus.

Am 16. Ok­to­ber 2012 teil­te Y.________, der ehe­ma­li­ge Chauf­feur von X.________, der Staats­an­walt­schaft te­le­fo­nisch mit, er ver­fü­ge über Da­ten, wel­che er von sei­nem frü­he­ren Chef be­kom­men ha­be, um sie bei­sei­te zu schaf­fen. Y.________ über­mit­tel­te dar­auf­hin der Staats­an­walt­schaft ei­nen In­ter­net­link, wel­cher den Zu­griff auf die auf ei­nem Ser­ver ge­spei­cher­ten Da­ten er­laub­te. Nach ei­ner Grob­sich­tung und der Aus­son­de­rung der fall­re­le­vant er­schei­nen­den Da­ten er­öff­ne­te die Staats­an­walt­schaft X.________ den kom­plet­ten Da­ten­satz so­wie die für die Ein­glie­de­rung in die Ak­ten vor­ge­se­he­nen Da­ten. Mit Schrei­ben vom 22. Ja­nu­ar 2013 ver­lang­te X.________, die Un­ter­la­gen sei­en voll­stän­dig aus den Un­ter­su­chungs­ak­ten zu ent­fer­nen und in An­wen­dung von Art. 248 StPO um­ge­hend zu ver­sie­geln. Am 5. Fe­bru­ar 2013 ver­sie­gel­te die Staats­an­walt­schaft die Da­ten­trä­ger und Ord­ner mit aus­ge­druck­ten Da­ten.

Am 7. Fe­bru­ar 2013 stell­te die Staats­an­walt­schaft beim Kan­to­na­len Zwangs­mass­nah­men­ge­richt den An­trag auf Ent­sie­ge­lung und Durch­su­chung. Das Kan­to­na­le Zwangs­mass­nah­men­ge­richt ge­währ­te X.________ das recht­li­che Ge­hör und führ­te als­dann ei­nen zwei­ten Schrif­ten­wech­sel durch. In tat­säch­li­cher Hin­sicht führ­te X.________ im We­sent­li­chen aus, er ha­be die Da­ten Y.________ nicht über­ge­ben, son­dern die­ser ha­be sie de­lik­tisch er­wor­ben, in­dem er heim­lich Ko­pi­en von den auf CD's ge­si­cher­ten Kli­en­ten­da­ten sei­ner An­walts­kanz­lei er­stellt ha­be; die Ori­gi­nal-CD's hät­ten sich je­doch im­mer in sei­nem Be­sitz be­fun­den. Y.________ ha­be ihn in der Fol­ge zu er­pres­sen ver­sucht und zur Be­zah­lung von Fr. 500'000.-- auf­ge­for­dert, an­sons­ten er die Da­ten der Staats­an­walt­schaft über­mit­teln wer­de. Ge­gen Y.________ lau­fe ein Straf­ver­fah­ren.

Mit Ent­scheid vom 4. Ju­ni 2013 lehn­te das Kan­to­na­le Zwangs­mass­nah­men­ge­richt das Er­su­chen der Staats­an­walt­schaft ab und ver­füg­te die Her­aus­ga­be der ver­sie­gel­ten Da­ten­trä­ger an X.________ und die Ver­nich­tung der ver­sie­gel­ten Ord­ner mit aus­ge­druck­ten Da­ten. Das Ge­richt er­wog, es feh­le an ei­nem hin­rei­chen­den Tat­ver­dacht be­züg­lich der Vor­wür­fe der Ver­ge­hen ge­gen das UWG, des ge­werbs­mäs­si­gen Be­trugs und der qua­li­fi­zier­ten Geld­wä­sche­rei.

B.

Mit Be­schwer­de in Straf­sa­chen an das Bun­des­ge­richt vom 2. Ju­li 2013 be­an­tragt die Staats­an­walt­schaft, der Ent­scheid des Kan­to­na­len Zwangs­mass­nah­men­ge­richts vom 4. Ju­ni 2013 sei auf­zu­he­ben, und die ver­sie­gel­ten Ge­gen­stän­de (Da­ten­trä­ger und Ord­ner) sei­en zu ent­sie­geln und zur Auf­nah­me in die Ak­ten frei­zu­ge­ben. Even­tua­li­ter sei die Sa­che zur Durch­füh­rung des Ent­sie­ge­lungs­ver­fah­rens an die Vor­in­stanz zu­rück­zu­wei­sen.

Der Be­schwer­de­geg­ner be­an­tragt die Be­schwer­de­ab­wei­sung. Das Kan­to­na­le Zwangs­mass­nah­men­ge­richt ver­zich­tet auf ei­ne Stel­lung­nah­me zur Be­schwer­de.

Er­wä­gun­gen:

1.

Die Sa­chur­teils­vor­aus­set­zun­gen ge­mäss Art. 78 ff. BGG sind er­füllt. Ins­be­son­de­re sind die Be­schwer­de­le­gi­ti­ma­ti­on der Be­schwer­de­füh­re­rin (Art. 81 Abs. 1 BGG) und der dro­hen­de nicht wie­der gut­zu­ma­chen­de Rechts­nach­teil (im Sin­ne von Art. 93 Abs. 1 lit. a BGG) zu be­ja­hen. Der Straf­ver­fol­gungs­be­hör­de droht im Fal­le ei­ner Ver­wei­ge­rung der Ent­sie­ge­lung ein emp­find­li­cher Be­weis­ver­lust bei der Un­ter­su­chung schwer­wie­gen­der De­lik­te (vgl. Ur­teil 1B_517/2012 vom 27. Fe­bru­ar 2013 E. 1 und 4).

2.

Ge­mäss Art. 246 StPO dür­fen Schrift­stü­cke, Ton-, Bild- und an­de­re Auf­zeich­nun­gen, Da­ten­trä­ger so­wie An­la­gen zur Ver­ar­bei­tung und Spei­che­rung von In­for­ma­tio­nen durch­sucht wer­den, wenn zu ver­mu­ten ist, dass sich dar­in In­for­ma­tio­nen be­fin­den, die der Be­schlag­nah­me un­ter­lie­gen. Art. 248 StPO be­stimmt, dass Auf­zeich­nun­gen und Ge­gen­stän­de, die nach An­ga­ben der In­ha­be­rin oder des In­ha­bers we­gen ei­nes Aus­sa­ge- oder Zeug­nis­ver­wei­ge­rungs­rechts oder aus an­de­ren Grün­den nicht durch­sucht oder be­schlag­nahmt wer­den dür­fen, zu ver­sie­geln sind und von den Straf­be­hör­den we­der ein­ge­se­hen noch ver­wen­det wer­den dür­fen (Abs. 1). Stellt die Straf­be­hör­de nicht in­nert 20 Ta­gen ein Ent­sie­ge­lungs­ge­such, so wer­den die ver­sie­gel­ten Auf­zeich­nun­gen und Ge­gen­stän­de der be­rech­tig­ten Per­son zu­rück­ge­ge­ben (Abs. 2). Stellt sie ein Ent­sie­ge­lungs­ge­such, so ent­schei­det dar­über in­ner­halb ei­nes Mo­nats end­gül­tig: a. im Vor­ver­fah­ren: das Zwangs­mass­nah­men­ge­richt; b. in den an­de­ren Fäl­len: das Ge­richt, bei dem der Fall hän­gig ist (Abs. 3). Das Ge­richt kann zur Prü­fung des In­halts der Auf­zeich­nun­gen und Ge­gen­stän­de ei­ne sach­ver­stän­di­ge Per­son bei­zie­hen (Abs. 4).

Nach Art. 248 Abs. 1 StPO sind so­mit Auf­zeich­nun­gen und Ge­gen­stän­de, die nach An­ga­ben des In­ha­bers nicht be­schlag­nahmt wer­den dür­fen, zu ver­sie­geln. Ge­meint sind da­mit die Be­schlag­nah­me­ver­bo­te im Sin­ne von Art. 264 StPO. Ge­mäss Art. 264 Abs. 1 StPO dür­fen nicht be­schlag­nahmt wer­den, un­ge­ach­tet des Orts, wo sie sich be­fin­den, und des Zeit­punkts, in wel­chem sie ge­schaf­fen wor­den sind: a. Un­ter­la­gen aus dem Ver­kehr der be­schul­dig­ten Per­son mit ih­rer Ver­tei­di­gung; b. per­sön­li­che Auf­zeich­nun­gen und Kor­re­spon­denz der be­schul­dig­ten Per­son, wenn ihr In­ter­es­se am Schutz der Per­sön­lich­keit das Straf­ver­fol­gungs­in­ter­es­se über­wiegt; c. Ge­gen­stän­de und Un­ter­la­gen aus dem Ver­kehr der be­schul­dig­ten Per­son mit Per­so­nen, die nach den Art. 170-173 das Zeug­nis ver­wei­gern kön­nen und im glei­chen Sach­zu­sam­men­hang nicht sel­ber be­schul­digt sind; d. Ge­gen­stän­de und Un­ter­la­gen aus dem Ver­kehr ei­ner an­de­ren Per­son mit ih­rer An­wäl­tin oder ih­rem An­walt, so­fern die An­wäl­tin oder der An­walt nach dem An­walts­ge­setz vom 23. Ju­ni 2000 (SR 935.61) zur Ver­tre­tung vor schwei­ze­ri­schen Ge­rich­ten be­rech­tigt ist und im glei­chen Sach­zu­sam­men­hang nicht sel­ber be­schul­digt ist. Art. 264 Abs. 3 StPO be­stimmt, dass die Straf­be­hör­den nach den Vor­schrif­ten über die Sie­ge­lung vor­zu­ge­hen ha­ben, wenn ei­ne be­rech­tig­te Per­son gel­tend macht, ei­ne Be­schlag­nah­me von Ge­gen­stän­den und Ver­mö­gens­wer­ten sei we­gen ei­nes Aus­sa­ge- oder Zeug­nis­ver­wei­ge­rungs­rechts oder aus an­de­ren Grün­den nicht zu­läs­sig. Art. 264 Abs. 3 StPO ver­weist so­mit auf Art. 248 StPO.

Ge­mäss Art. 171 Abs. 1 StPO, auf wel­chen Art. 264 Abs. 1 lit. c StPO Be­zug nimmt, kön­nen (ins­be­son­de­re) Rechts­an­wäl­te und Ver­tei­di­ger das Zeug­nis über Ge­heim­nis­se ver­wei­gern, die ih­nen auf­grund ih­res Be­rufs an­ver­traut wor­den sind oder die sie in des­sen Aus­übung wahr­ge­nom­men ha­ben.

3.

3.1. Die Be­schwer­de­füh­re­rin bringt vor, Y.________ ha­be ihr die Un­ter­la­gen aus ei­ge­ner In­itia­ti­ve und frei­wil­lig zur Ver­fü­gung ge­stellt, so­dass kein Zwangs­mit­tel ha­be ein­ge­setzt wer­den müs­sen. Dem­zu­fol­ge sei­en die Be­stim­mun­gen über die Zwangs­mass­nah­men von Art. 196-298 StPO vor­lie­gend nicht an­wend­bar. In­dem die Vor­in­stanz die An­wend­bar­keit von Art. 248 Abs. 1 StPO so­wie von Art. 264 Abs. 1 lit. c und Abs. 3 StPO auf den Be­reich der "Nicht-Zwangs­mass­nah­men" aus­ge­dehnt ha­be, ha­be sie Bun­des­recht ver­letzt.

3.2. Die Vor­in­stanz hat er­wo­gen, die Sie­ge­lung die­ne dem Schutz der Ge­heim- und Pri­vat­sphä­re vor un­ge­recht­fer­tig­ten staat­li­chen Ein­grif­fen. Ob die Be­schwer­de­füh­re­rin Zwangs­mit­tel ha­be an­wen­den müs­sen, um auf die Un­ter­la­gen zu­grei­fen zu kön­nen, oder ob ihr die­se oh­ne ihr Zu­tun zu­ge­stellt wor­den sei­en, spie­le kei­ne Rol­le. Mass­ge­bend sei ein­zig, dass die be­trof­fe­ne Per­son ge­mäss Art. 248 Abs. 1 StPO gel­tend ma­che, un­ter den Auf­zeich­nun­gen bzw. Ge­gen­stän­den be­fän­den sich sol­che, die nicht durch­sucht oder be­schlag­nahmt wer­den dürf­ten. Dies sei vor­lie­gend der Fall, da der Be­schwer­de­geg­ner vor­brin­ge, die der Be­schwer­de­füh­re­rin von Y.________ über­mit­tel­ten Da­ten ent­hiel­ten sei­ne ge­sam­te An­walts­kor­re­spon­denz von sämt­li­chen En­de 2005 pen­den­ten Man­da­ten. Es be­ste­he da­her die be­grün­de­te Mög­lich­keit, dass zu­min­dest ein Teil der Un­ter­la­gen ei­nem Be­schlag­nah­me­ver­bot im Sin­ne von Art. 264 StPO un­ter­lie­gen könn­te. Die Be­schwer­de­füh­re­rin ha­be die Auf­zeich­nun­gen dem­nach zu Recht ver­sie­gelt. Ob die­se tat­säch­lich nicht durch­sucht oder be­schlag­nahmt wer­den dürf­ten, ha­be das Zwangs­mass­nah­men­ge­richt zu ent­schei­den.

3.3. Zwangs­mass­nah­men sind Ver­fah­rens­hand­lun­gen der Straf­be­hör­den, die in Grund­rech­te der Be­trof­fe­nen ein­grei­fen (vgl. Art. 196 StPO). Die Durch­su­chung von pri­va­ten Auf­zeich­nun­gen be­rührt das Recht auf Pri­vat­sphä­re ge­mäss Art. 13 BV; sind Be­rufs­ge­heim­nis­se be­trof­fen, wird über­dies die Wirt­schafts­frei­heit nach Art. 27 BV tan­giert. Grund­rechts­ein­grif­fe sind ge­mäss Art. 36 BV nur zu­läs­sig, wenn sie auf ei­ner ge­setz­li­chen Grund­la­ge be­ru­hen, im öf­fent­li­chen In­ter­es­se lie­gen, ver­hält­nis­mäs­sig sind und den Kern­ge­halt des Grund­rechts wah­ren. Mit Art. 197 StPO wer­den die­se ver­fas­sungs­mäs­si­gen Vor­aus­set­zun­gen der Ein­schrän­kung von Frei­heits­rech­ten wie­der­holt und für die straf­pro­zes­sua­len Zwangs­mass­nah­men in dem Sinn kon­kre­ti­siert, dass die­se ei­nen hin­rei­chen­den Tat­ver­dacht vor­aus­set­zen (vgl. Jo­nas We­ber, Bas­ler Kom­men­tar StPO, 2011, Art. 197 N. 1).

3.4. Der Ar­gu­men­ta­ti­on der Be­schwer­de­füh­re­rin, die Durch­su­chung per­sön­li­cher Auf­zeich­nun­gen und Da­ten­trä­ger stel­le kei­nen Grund­rechts­ein­griff bzw. kei­ne Zwangs­mass­nah­me dar, wenn die Straf­be­hör­de oh­ne An­wen­dung von Zwang in den Be­sitz der Un­ter­la­gen ge­langt sei, kann nicht ge­folgt wer­den.

Die Mög­lich­keit, Sie­ge­lung zu ver­lan­gen, be­steht grund­sätz­lich bei jeg­li­cher Form der Durch­su­chung. Ins­be­son­de­re kann sich auch die­je­ni­ge Per­son auf Art. 248 StPO be­ru­fen, die Auf­zeich­nun­gen in­fol­ge ei­ner Edi­ti­ons­auf­for­de­rung frei­wil­lig her­aus­ge­ge­ben hat (Oli­vier Thor­mann/Beat Brech­bühl, Bas­ler Kom­men­tar StPO, 2011, Art. 248 N. 4). Ent­schei­dend ist, dass sich der Be­schwer­de­geg­ner ge­gen die Durch­su­chung der Un­ter­la­gen zur Wehr setzt und gel­tend macht, dass sich un­ter den Auf­zeich­nun­gen sol­che be­fin­den, die nicht durch­sucht oder be­schlag­nahmt wer­den dür­fen. Ei­ne Durch­su­chung von Auf­zeich­nun­gen ge­gen den aus­drück­li­chen Wil­len des Be­trof­fe­nen greift in des­sen grund­recht­lich ge­schütz­te Pri­vat­sphä­re ein; dies gilt un­ab­hän­gig von der Art und Wei­se, wie die Straf­be­hör­de in den Be­sitz der Un­ter­la­gen ge­langt ist. An­ders ent­schei­den hies­se, den Grund­rechts­schutz aus­zu­höh­len, da die Straf­be­hör­de dies­falls sämt­li­che Un­ter­la­gen vor­aus­set­zungs­los, d.h. ins­be­son­de­re auch oh­ne Vor­lie­gen ei­nes hin­rei­chen­den Tat­ver­dachts, durch­su­chen könn­te und zwar selbst dann, wenn der Ge­heim­nis­trä­ger Op­fer ei­ner de­lik­ti­schen Weg­nah­me ge­wor­den sein soll­te.

4.

4.1. Die Be­schwer­de­füh­re­rin macht gel­tend, nach dem Wort­laut von Art. 248 Abs. 1 StPO sei ein­zig der In­ha­ber be­rech­tigt, die Sie­ge­lung zu ver­lan­gen. Ge­wahr­sams­in­ha­ber sei Y.________ ge­we­sen. Der Be­schwer­de­geg­ner ha­be die tat­säch­li­che Herr­schaft über die Da­ten in dem Mo­ment ver­lo­ren, als er die­se Y.________ über­ge­ben ha­be, da­mit die­ser sie dem Zu­griff der Straf­be­hör­den ent­zie­he. Im Üb­ri­gen kön­ne der Be­schwer­de­geg­ner auch nicht als be­rech­tig­te Per­son im Sin­ne von Art. 264 Abs. 3 StPO gel­ten, da mut­mass­lich straf­ba­re Hand­lun­gen vom an­walt­li­chen Be­rufs­ge­heim­nis nicht ge­schützt sei­en. Die Vor­in­stanz ha­be den Be­schwer­de­geg­ner da­her zu Un­recht als zur Stel­lung ei­nes selbst­stän­di­gen Sie­ge­lungs­an­trags le­gi­ti­miert er­ach­tet.

4.2. Die Vor­in­stanz hat aus­ge­führt, nach dem Wort­laut von Art. 248 Abs. 1 StPO sei ein­zig der In­ha­ber zur Ein­rei­chung ei­nes Sie­ge­lungs­an­trags le­gi­ti­miert. Dies aber wi­der­spre­che Art. 264 StPO. Nach die­ser Be­stim­mung be­ste­he für be­stimm­te Un­ter­la­gen ein Be­schlag­nah­me­ver­bot, un­ge­ach­tet des Orts, wo sich die­se be­fän­den (Abs. 1). Die Un­zu­läs­sig­keit der Be­schlag­nah­me kön­ne da­bei von je­der be­rech­tig­ten Per­son gel­tend ge­macht wer­den mit der Fol­ge, dass als­dann nach den Vor­schrif­ten über die Sie­ge­lung vor­zu­ge­hen sei (Abs. 3). Le­gi­ti­miert, die Sie­ge­lung zu ver­lan­gen, sei­en da­her auch Per­so­nen wie der be­schul­dig­te Be­schwer­de­geg­ner, wel­che un­ab­hän­gig der Be­sitz­ver­hält­nis­se ein recht­lich ge­schütz­tes In­ter­es­se an den Un­ter­la­gen oder der Ge­heim­hal­tung des In­halts hät­ten. Nur die­se Aus­le­gung wer­de dem Ge­dan­ken ge­recht, dass zwi­schen Art. 248 und Art. 264 StPO De­ckungs­gleich­heit be­ste­hen soll­te.

4.3. Um­strit­ten ist mit­hin die Aus­le­gung von Art. 248 Abs. 1 StPO.

4.3.1. Ein Ge­setz ist in ers­ter Li­nie aus sich selbst her­aus, das heisst nach Wort­laut, Sinn und Zweck und den ihm zu Grun­de lie­gen­den Wer­tun­gen auf der Ba­sis ei­ner te­leo­lo­gi­schen Ver­ständ­nis­me­tho­de aus­zu­le­gen. An­zu­knüp­fen hat die Aus­le­gung an die ra­tio le­gis, die zu er­mit­teln dem Ge­richt al­ler­dings nicht nach den sub­jek­ti­ven Wert­vor­stel­lun­gen der Rich­ter auf­ge­ge­ben ist, son­dern nach den Vor­ga­ben des Ge­setz­ge­bers. Die Aus­le­gung des Ge­set­zes ist zwar nicht ent­schei­dend his­to­risch zu ori­en­tie­ren, im Grund­satz aber den­noch auf die Re­ge­lungs­ab­sicht des Ge­setz­ge­bers und die da­mit er­kenn­bar ge­trof­fe­nen Wer­tent­schei­dun­gen aus­zu­rich­ten, da sich die Zweck­be­zo­gen­heit des rechts­staat­li­chen Norm­ver­ständ­nis­ses nicht aus sich selbst be­grün­den lässt, son­dern aus den Ab­sich­ten des Ge­setz­ge­bers ab­zu­lei­ten ist, die es mit Hil­fe der her­kömm­li­chen Aus­le­gungs­ele­men­te zu er­mit­teln gilt. Die Ge­set­zes­aus­le­gung hat sich vom Ge­dan­ken lei­ten zu las­sen, dass nicht schon der Wort­laut al­lein die Rechts­norm dar­stellt, son­dern erst das an Sach­ver­hal­ten ver­stan­de­ne und kon­kre­ti­sier­te Ge­setz. Ge­for­dert ist die sach­lich rich­ti­ge Ent­schei­dung im nor­ma­ti­ven Ge­fü­ge, aus­ge­rich­tet auf ein be­frie­di­gen­des Er­geb­nis mit Blick auf die ra­tio le­gis. Da­bei be­folgt das Bun­des­ge­richt ei­nen prag­ma­ti­schen Me­tho­den­plu­ra­lis­mus und lehnt es na­ment­lich ab, die ein­zel­nen Aus­le­gungs­ele­men­te ei­ner hier­ar­chi­schen Prio­ri­täts­ord­nung zu un­ter­stel­len. Die Ge­set­zes­ma­te­ria­li­en kön­nen bei­ge­zo­gen wer­den, wenn sie auf die strei­ti­ge Fra­ge ei­ne kla­re Ant­wort ge­ben (statt vie­ler: BGE 133 III 175 E. 3.3.1 S. 178).

4.3.2. Nach dem deut­schen und ita­lie­ni­schen Wort­laut von Art. 248 Abs. 1 StPO ist ein­zig der In­ha­ber (ital.: "de­tento­re") be­rech­tigt, sich ge­gen die Durch­su­chung zu weh­ren. In­ha­ber ist, wer den Ge­wahr­sam im Sin­ne der tat­säch­li­chen Sach­herr­schaft über die Auf­zeich­nun­gen hat, bei elek­tro­nisch ge­spei­cher­ten Da­ten ist bzw. sind In­ha­ber der Ge­wahr­sams­trä­ger der Da­ten­ver­ar­bei­tungs­an­la­ge und des elek­tro­ni­schen Spei­cher­me­di­ums. In der fran­zö­si­schen Fas­sung hin­ge­gen wird - an­ders als in Art. 247 Abs. 1 und 3 StPO - nicht von In­ha­ber (franz.: "déten­teur") ge­spro­chen, son­dern der Be­griff In­ter­es­sier­ter (franz.: "intéressé") ver­wen­det.

Ein Teil der Leh­re er­ach­tet un­ter Hin­weis auf den deut­schen Wort­laut der Be­stim­mung, al­ler­dings oh­ne Be­zug­nah­me auf an­de­re Aus­le­gungs­me­tho­den, ein­zig den In­ha­ber der tat­säch­li­chen Sach­herr­schaft als le­gi­ti­miert, die Sie­ge­lung zu ver­lan­gen (Thor­mann/Brech­bühl, a.a.O., Art. 248 N. 6; Ni­k­laus Schmid, Schwei­ze­ri­sche Straf­pro­zess­ord­nung, Pra­xis­kom­men­tar, 2. Aufl. 2013, Art. 248 N. 3; Ni­k­laus Ober­hol­zer, Grund­zü­ge des Straf­pro­zess­rechts, 3. Aufl. 2012, N. 1081; An­dré Kuhn/Yvan Jean­ne­ret, Précis de procédu­re péna­le, 2013, S. 272, mit Hin­weis auf Thor­mann/Brech­bühl, a.a.O.; vgl. fer­ner Lau­rent Mo­reil­lon/ Au­de Par­ein-Rey­mond, Code de procédu­re péna­le, 2013, Art. 248 N. 6; Ca­the­ri­ne Chi­ra­zi, in: An­dré Kuhn/Yvan Jean­ne­ret, Com­men­taire ro­mand, Code de procédu­re péna­le su­is­se, 2011, Art. 248 N. 3).

4.3.3. Die Bot­schaft des Bun­des­rats zu Art. 248 Abs. 1 StPO geht ähn­lich dem fran­zö­si­schen Ge­set­zes­text von ei­nem wei­te­ren Ver­ständ­nis des Be­griffs In­ha­ber aus. Sie hält fest, dass die Per­son, in de­ren Hän­den sich die Auf­zeich­nun­gen oder Ge­gen­stän­de tat­säch­lich be­fin­den (bspw. die Bank) oder die recht­lich be­rech­tigtist (bspw. der In­ha­ber des Bank­kon­tos), als In­ha­ber gilt und ein­zig vor­zu­brin­gen hat, ei­ne Durch­su­chung oder Be­schlag­nah­me sei we­gen ei­nes Aus­sa­ge- oder Zeug­nis­ver­wei­ge­rungs­rechts oder aus an­de­ren Grün­den (bei­spiels­wei­se die be­tref­fen­den Ge­gen­stän­de ent­hiel­ten Ge­heim­nis­se oh­ne Re­le­vanz für das Ver­fah­ren) un­zu­läs­sig (Bot­schaft zur Ver­ein­heit­li­chung des Straf­pro­zess­rechts vom 21. De­zem­ber 2005, BBl 2006 1239). Die his­to­ri­sche Aus­le­gung spricht so­mit da­für, dass nicht nur der In­ha­ber im eng ver­stan­de­nen Sin­ne, son­dern auch der­je­ni­ge, der "recht­lich be­rech­tigt" ist, die Sie­ge­lung ver­lan­gen kann.

4.3.4. Un­ter sys­te­ma­ti­schen und te­leo­lo­gi­schen Ge­sichts­punk­ten ist auf den Zu­sam­men­hang zwi­schen Art. 248 Abs. 1 und Art. 264 Abs. 3 StPO so­wie auf den Sinn und Zweck der Sie­ge­lung nä­her ein­zu­ge­hen.

Ei­ne Durch­su­chung er­folgt im Hin­blick auf ei­ne all­fäl­li­ge Be­schlag­nah­me von re­le­van­ten Auf­zeich­nun­gen. Durch die Sie­ge­lung als So­fort­mass­nah­me soll si­cher­ge­stellt wer­den, dass von den Straf­be­hör­den nichts durch­sucht, zur Kennt­nis ge­nom­men oder sonst wie ver­wen­det wird, was ge­mäss Art. 264 Abs. 1 StPO aus Ge­heim­nis­schutz­grün­den nicht be­schlag­nahmt wer­den darf. Da der­ar­ti­ge Be­schlag­nah­me­ver­bo­te die Kennt­nis­nah­me durch die Straf­be­hör­de ver­hin­dern sol­len, soll­te der Schutz­be­reich der Sie­ge­lung nach Art. 248 Abs. 1 StPO auf je­nen der Be­schlag­nah­me nach den An­for­de­run­gen von Art. 264 Abs. 3 StPO mög­lichst ab­ge­stimmt sein ( THO­MAS MÜL­LER / STE­FAN GÄUMANN, Sie­ge­lung nach Schwei­ze­ri­scher StPO, An­walts­re­vue 6-7/2012, S. 290; THOR­MANN / BRECH­BÜHL, a.a.O., Art. 248 N. 50; AN­DRE­AS J. KEL­LER, in: Do­natsch/Hans­ja­kob/Lie­ber [Hrsg.], Kom­men­tar zur Schwei­ze­ri­schen Straf­pro­zess­ord­nung [StPO], 2010, Art. 248 N. 14). Dies aber wä­re von vorn­her­ein nicht ge­währ­leis­tet, wenn die Be­schwer­de­be­rech­ti­gung im Rah­men von Art. 248 Abs. 1 StPO auf den Ge­wahr­sams­in­ha­ber der Auf­zeich­nun­gen be­schränkt wür­de. In ei­nem Fall wie dem zu be­ur­tei­len­den, in dem der In­ha­ber kein In­ter­es­se an der Sie­ge­lung hat, wür­de so der be­rech­tig­ten Per­son der wirk­sa­me Rechts­schutz ver­wehrt, da sie nicht le­gi­ti­miert wä­re, un­ter Hin­weis auf ein Be­schlag­nah­me­ver­bot nach Art. 264 Abs. 1 StPO die Sie­ge­lung zu ver­lan­gen. Sie könn­te al­len­falls erst spä­ter, bei der förm­li­chen Be­schlag­nah­me, ei­ne Sie­ge­lung er­wir­ken, nach­dem die Straf­be­hör­de die Auf­zeich­nun­gen schon im De­tail ge­sich­tet hät­te. Art. 264 Abs. 1 StPO wur­de im Ge­setz­ge­bungs­ver­fah­ren da­hin ge­hend prä­zi­siert, dass das Be­schlag­nah­me­ver­bot un­ge­ach­tet des Orts gilt, wo sich die Un­ter­la­gen be­fin­den (vgl. AB 2007 N 990). Ge­mäss Art. 264 Abs. 3 StPO kann je­de (Ge­heim­nis-) be­rech­tig­te Per­son die Un­zu­läs­sig­keit der Be­schlag­nah­me gel­tend ma­chen, wo­mit die Straf­be­hör­den nach den Vor­schrif­ten über die Sie­ge­lung, d.h. nach Art. 248 StPO, vor­zu­ge­hen ha­ben. Kommt es aber nicht auf den Auf­fin­de­ort an, und um­fasst der Kreis der An­trags­stel­ler je­de be­rech­tig­te Per­son, so kön­nen auch an­de­re Per­so­nen als der In­ha­ber der tat­säch­li­chen Sach­herr­schaft ge­heim­nis­schutz- und sie­ge­lungs­be­rech­tigt sein. Aus Art. 264 Abs. 3 StPO er­gibt sich dem­nach, dass die Be­fug­nis, sich ge­gen ei­ne Durch­su­chung von Auf­zeich­nun­gen zu weh­ren, über den Kreis der Ge­wahr­sams­in­ha­ber hin­aus­geht und auch Per­so­nen er­fasst, die un­ab­hän­gig der Be­sitz­ver­hält­nis­se ein recht­lich ge­schütz­tes In­ter­es­se an der Ge­heim­hal­tung des In­halts der Un­ter­la­gen ha­ben kön­nen. Zum Zweck ei­nes wirk­sa­men Ge­heim­nis­schut­zes ist das Recht auf Sie­ge­lung ge­mäss Art. 248 Abs. 1 StPO da­her auf die Be­rech­ti­gung, sich nach Art. 264 Abs. 3 StPO ge­gen ei­ne Be­schlag­nah­me zu weh­ren, ab­zu­stim­men (Kel­ler, a.a.O., Art. 248 N. 6; glei­cher Mei­nung Mül­ler/Gäumann, a.a.O., S. 291 f.; Pe­ter Burck­hardt/ Ro­land M. Ry­ser, Die er­wei­ter­ten Be­schlag­nah­me­ver­bo­te zum Schutz des An­walts­ge­heim­nis­ses ins­be­son­de­re im neu­en Straf­ver­fah­ren, AJP 2013 S. 165; Bern­hard Isen­ring/Mar­tin A. Kess­ler, Straf­pro­zes­sua­le "Bank-Edi­tio­nen": Die Recht­lo­sig­keit des Kon­to­in­ha­bers und der be­schul­dig­ten Per­son, AJP 2012 S. 330 f.; in die­sem Sinn auch Jo Pit­te­l­oud, Code de procédu­re péna­le su­is­se, Com­men­taire à l'usa­ge des prac­tici­ens, 2012, N. 568; Edy Me­ly, Com­men­ta­rio CPP, Art. 248 N. 4; vgl. zu­dem Fe­lix Bom­mer/Pe­ter Gold­schmid, Bas­ler Kom­men­tar StPO, 2011, Art. 264 N. 58, die fest­hal­ten, mit Blick auf den Sinn und Zweck des Sie­ge­lungs­er­for­der­nis­ses könn­ten be­schul­dig­te Per­so­nen auch dann die Sie­ge­lung ver­lan­gen, wenn die Be­schlag­nah­me von Ge­gen­stän­den nicht in ih­rer Herr­schafts­sphä­re er­folgt sei).

4.3.5. Sind nach die­ser Aus­le­gung auch Ge­heim­nis­schutz­be­rech­tig­te, die nicht Ge­wahrs­in­ha­ber sind, le­gi­ti­miert, ei­nen An­trag auf Sie­ge­lung zu stel­len, so ob­liegt es der Straf­be­hör­de, da­für zu sor­gen, dass die Be­rech­tig­ten die­ses Ver­fah­rens­recht auch recht­zei­tig und wirk­sam aus­üben kön­nen. Wohl hat sie vor ei­ner Si­cher­stel­lung bloss den In­ha­ber von Auf­zeich­nun­gen zum In­halt und zu all­fäl­li­gen Sie­ge­lungs­grün­den an­zu­hö­ren (Art. 247 Abs. 1 StPO). Nach der Ent­ge­gen­nah­me bzw. Si­cher­stel­lung, noch vor der Durch­su­chung der Auf­zeich­nun­gen, hat sie aber von Am­tes we­gen wei­te­ren Be­rech­tig­ten zur Wah­rung des recht­li­chen Ge­hörs (vgl. Art. 107 StPO) die Mög­lich­keit ein­zu­räu­men, ein Sie­ge­lungs­be­geh­ren zu stel­len (Mül­ler/Gäumann, a.a.O., S. 292; Kel­ler, a.a.O., Art. 248 N. 7). Als Ge­heim­nis­schutz­be­rech­tig­te kom­men, wie dar­ge­legt, zur Haupt­sa­che die be­schul­dig­te Per­son und Zeug­nis­ver­wei­ge­rungs­be­rech­tig­te im Sin­ne von Art. 170-173 StPO in Be­tracht (vgl. Art. 264 Abs. 1 StPO und E. 2 hier­vor). Im zu be­ur­tei­len­den Fall steht die Durch­su­chung von Da­ten­trä­gern aus der An­walts­kanz­lei des be­schul­dig­ten Be­schwer­de­geg­ners in Fra­ge, wes­halb of­fen­sicht­lich ist, dass die­ser ein schutz­wür­di­ges Ge­heim­hal­tungs­in­ter­es­se ha­ben könn­te.

4.3.6. Das vor­ste­hend Er­wo­ge­ne er­scheint auch aus wei­te­ren Rechts­schutz­über­le­gun­gen sach­ge­recht. Bei Ent­sie­ge­lun­gen wird de­fi­ni­tiv dar­über ent­schie­den, ob die Ge­heim­nis­in­ter­es­sen, wel­che von der be­rech­tig­ten Per­son an­ge­ru­fen wer­den, ei­ner Durch­su­chung durch die Straf­be­hör­de ent­ge­gen­ste­hen. In­so­fern ist nach stän­di­ger bun­des­ge­richt­li­cher Recht­spre­chung ein dro­hen­der nicht wie­der gut­zu­ma­chen­der Rechts­nach­teil im Sin­ne von Art. 93 Abs. 1 lit. a BGG re­gel­mäs­sig ge­ge­ben; dies gilt ins­be­son­de­re, wenn ei­ne Ver­let­zung des An­walts­ge­heim­nis­ses zur Dis­kus­si­on steht (Ur­teil 1B_27/2012 vom 27. Ju­ni 2012 E. 1 mit zahl­rei­chen Hin­wei­sen). Zu­dem hat das Bun­des­ge­richt in an­de­rem Zu­sam­men­hang fest­ge­hal­ten, dass es aus pro­zess­öko­no­mi­schen Grün­den und zur Ver­mei­dung von Dop­pel­spu­rig­kei­ten und Ab­gren­zungs­pro­ble­men sinn­voll ist, den An­wen­dungs­be­reich des Sie­ge­lungs­ver­fah­rens weit zu fas­sen und sämt­li­che Ein­wän­de ge­gen die Durch­su­chung im Ent­sie­ge­lungs­ver­fah­ren zu prü­fen, so­fern es dem Be­rech­tig­ten im Er­geb­nis dar­um geht, die Ein­sicht­nah­me der Straf­be­hör­de in die Un­ter­la­gen und de­ren Ver­wer­tung zu ver­hin­dern. In al­len die­sen Fäl­len ge­währ­leis­tet das Sie­ge­lungs­ver­fah­ren ei­nen ad­äqua­ten Rechts­schutz und ei­ne mög­lichst früh­zei­ti­ge Klä­rung der Rechts­la­ge (Ur­teil 1B_117/2012 vom 26. März 2012 E. 3.3). Wür­de man die Be­fug­nis, die Sie­ge­lung zu ver­lan­gen, auf den In­ha­ber der tat­säch­li­chen Sach­herr­schaft be­schrän­ken, so wä­re - wenn es sich nicht zu­gleich um ei­nen Ge­heim­nis­schutz­be­rech­tig­ten han­del­te - ein hin­rei­chen­der Rechts­schutz kaum ge­währ­leis­tet. Hät­te der In­ha­ber kein Sie­ge­lungs­in­ter­es­se, so kä­me es gar nicht bzw. erst im Zu­ge ei­ner Be­schlag­nah­me und da­mit mög­li­cher­wei­se zu spät (vgl. E. 4.3.4 hier­vor) zu ei­nem Ent­sie­ge­lungs­ver­fah­ren. Selbst wenn der In­ha­ber der Sach­herr­schaft aber die Sie­ge­lung ver­lan­gen wür­de, könn­te er ge­gen ei­ne Ent­sie­ge­lung trotz nicht wie­der gut­zu­ma­chen­dem Nach­teil für den Ge­heim­nis­schutz­be­rech­tig­ten nicht mit straf­recht­li­cher Be­schwer­de an das Bun­des­ge­richt ge­lan­gen, so­fern ihm selbst nicht auch ein nicht wie­der gut­zu­ma­chen­der Nach­teil im Sin­ne von Art. 93 Abs. 1 lit. a BGG dro­hen wür­de. Der Ge­heim­nis­schutz­be­rech­tig­te wä­re eben­falls nicht be­schwer­de­be­fugt, da er am vor­an­ge­hen­den Ver­fah­ren nicht be­tei­ligt ge­we­sen wä­re bzw. wer­den muss­te (Art. 81 Abs. 1 lit. a BGG). Die­se Kon­se­quen­zen sind nach Mög­lich­keit zu ver­mei­den.

Zur Ge­währ­leis­tung des Rechts­schut­zes und aus pro­zess­öko­no­mi­schen Grün­den ist es auch im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren an­ge­zeigt, die be­rech­tig­te Per­son, wel­che nicht gleich­zei­tig In­ha­be­rin der Auf­zeich­nun­gen ist, be­reits im Sie­ge­lungs­ver­fah­ren zu be­tei­li­gen und nicht auf das Be­schlag­nah­me­ver­fah­ren zu ver­wei­sen. Dies liegt nicht nur im In­ter­es­se der be­rech­tig­ten Per­son, son­dern auch in dem­je­ni­gen der Straf­be­hör­de, da hier­durch ver­hin­dert wird, dass die­se Un­ter­la­gen durch­sucht, die sie mög­li­cher­wei­se auf­grund ei­nes Be­schlag­nah­me­ver­bots nicht be­schlag­nah­men und nicht als Be­weis ver­wer­ten kann.

4.3.7. Ent­ge­gen dem Vor­brin­gen der Be­schwer­de­füh­re­rin steht die­se Aus­le­gung von Art. 248 Abs. 1 StPO nicht im Wi­der­spruch zur bis­he­ri­gen bun­des­ge­richt­li­chen Recht­spre­chung.

Das Bun­des­ge­richt hat die Le­gi­ti­ma­ti­ons­fra­ge bis­lang noch nicht aus­drück­lich ent­schie­den. Im­mer­hin hat es aber im Ur­teil 1B_136/ 2012 vom 25. Sep­tem­ber 2012 E. 4.4 er­wo­gen, dass so­wohl Art. 264 Abs. 3 StPO als auch Art. 248 Abs. 1 StPO das Sie­ge­lungs­ver­fah­ren vor­se­hen, wenn die be­trof­fe­ne be­rech­tig­te Per­sonsich auf ein Aus­sa­ge- bzw. Zeug­nis­ver­wei­ge­rungs­recht be­ruft. Im Ur­teil 1B_309/2012 E. 5.11 (in: Pra 2013 Nr. 19 S. 157) hat das Bun­des­ge­richt ne­ben an­de­ren Ver­fah­rens­be­tei­lig­ten auch ei­nen Rechts­an­walt als le­gi­ti­miert er­ach­tet, für nicht in sei­ner An­walts­kanz­lei, son­dern in den Ge­schäfts­räum­lich­kei­ten zwei­er Fir­men si­cher­ge­stell­te An­walts­kor­re­spon­denz die Sie­ge­lung zu ver­lan­gen.

Aus den bei­den in der Be­schwer­de (S. 6) an­ge­führ­ten Bun­des­ge­richts­ur­tei­len kann die Be­schwer­de­füh­re­rin dem­ge­gen­über nichts für ih­re Po­si­ti­on ab­lei­ten. Im zur Pu­bli­ka­ti­on vor­ge­se­he­nen Ur­teil 1B_637/ 2012 vom 8. Mai 2013 muss­te die Fra­ge, ob auch ein Nicht-In­ha­ber be­rech­tigt ist, die Sie­ge­lung zu ver­lan­gen, nicht ent­schie­den wer­den. Im Ur­teil 1B_567/2012 vom 26. Fe­bru­ar 2013 hat das Bun­des­ge­richt er­wo­gen, der Be­schul­dig­te sei als Kon­to­in­ha­ber von der be­an­trag­ten Ent­sie­ge­lung und Durch­su­chung im­mer­hin mit­tel­bar be­trof­fen. So­weit er ei­ge­ne Ge­heim­hal­tungs­in­ter­es­sen, ins­be­son­de­re Pri­vat- und Be­rufs­ge­heim­nis­se an­ru­fe, die ei­ner Ent­sie­ge­lung ent­ge­gen­ste­hen könn­ten, sei sein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se an der Be­schwer­de­füh­rung grund­sätz­lich zu be­ja­hen (vgl. Ur­teil 1B_567/2012 vom 26. Fe­bru­ar 2013 E. 1.1). Da die In­ha­be­rin (ei­ne Bank) die Sie­ge­lung ver­langt hat­te und ge­stützt dar­auf das Ent­sie­ge­lungs­ver­fah­ren (un­ter Be­tei­li­gung des Be­schul­dig­ten) durch­ge­führt wur­de, bil­de­te die Fra­ge, ob der Be­schul­dig­te le­gi­ti­miert ge­we­sen wä­re, selbst­stän­dig die Sie­ge­lung zu ver­lan­gen, nicht Streit­ge­gen­stand.

4.3.8. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­schwer­de­füh­re­rin hat schliess­lich die Tat­sa­che, dass der Be­schwer­de­geg­ner selbst be­schul­digt ist und sich des­halb in­so­weit nicht mit Er­folg auf das Zeug­nis­ver­wei­ge­rungs­recht ge­mäss Art. 171 Abs. 1 StPO be­ru­fen kann, nicht zur Fol­ge, dass ihm die Le­gi­ti­ma­ti­on ab­zu­spre­chen ist.

Ei­ne be­schul­dig­te Per­son kann nach dem Ge­sag­ten die Sie­ge­lung ver­lan­gen (vgl. Bom­mer/Gold­schmid, a.a.O., und hier­zu E. 4.3.4 hier­vor) und das blos­se Gel­tend­ma­chen schutz­wür­di­ger Ge­heim­nis­se ge­nügt, dass die Straf­be­hör­de die Un­ter­la­gen zu ver­sie­geln hat, was vor­lie­gend auch ge­sche­hen ist. Die Be­schwer­de­füh­re­rin ist mit­hin kor­rekt vor­ge­gan­gen. Das Zwangs­mass­nah­men­ge­richt hat als­dann auf Ge­such der Straf­be­hör­de hin im Ent­sie­ge­lungs­ver­fah­ren zu ent­schei­den, ob bzw. in­wie­weit ei­ner Ent­sie­ge­lung tat­säch­lich schüt­zens­wer­te Ge­heim­hal­tungs­in­ter­es­sen ent­ge­gen­ste­hen (vgl. Thor­mann/Brech­bühl, a.a.O., Art. 248 N. 7, mit Hin­weis auf BGE 121 I 240 E. 1 S. 241 ff.; sie­he auch E. 6.4 hier­nach). Ei­nen hin­rei­chen­den Tat­ver­dacht vor­aus­ge­setzt, dür­fen die Auf­zeich­nun­gen ei­nes be­schul­dig­ten Rechts­an­walts so weit durch­sucht wer­den, als da­durch das Be­rufs­ge­heim­nis als ge­setz­lich ge­schütz­tes Kli­en­ten­ge­heim­nis un­be­tei­lig­ter Drit­ter nicht ver­letzt wird. Die Durch­su­chung ist mit­hin nur un­ter Wah­rung der durch das An­walts­ge­heim­nis ge­schütz­ten Kun­den­ge­heim­nis­se zu­läs­sig, was zum Bei­spiel durch Un­kennt­lich­ma­chen der Na­men der Kli­en­ten oder Er­satz der­sel­ben durch Codes ge­sche­hen kann (Kel­ler, a.a.O., Art. 248 N. 35 f., mit Hin­weis auf BGE 132 IV 63 E. 4.6 S. 67 f.).

5.

5.1. Die Be­schwer­de­füh­re­rin rügt ei­nen Ver­stoss ge­gen Treu und Glau­ben re­spek­ti­ve das Fair­ness-Ge­bot und ei­ne Ver­let­zung ih­res An­spruchs auf recht­li­ches Ge­hör. Das Ent­sie­ge­lungs­ge­such ha­be sie am 7. Fe­bru­ar 2013 ge­stellt, und der Be­schwer­de­geg­ner ha­be am 1. März 2013 hier­zu Stel­lung ge­nom­men. Ih­re Re­plik da­tie­re vom 22. März 2013. Die­se Ein­ga­be ha­be die Vor­in­stanz dem Be­schwer­de­geg­ner am 27. März 2013 mit der Be­mer­kung zur Ver­nehm­las­sung zu­ge­stellt, nach Ein­gang sei­ner Du­plik wer­de "das Ver­fah­ren vor­aus­sicht­lich mit ei­ner Tria­ge (im Bei­sein der Be­tei­lig­ten) fort­ge­setzt". Die Be­schwer­de­füh­re­rin be­tont, auf­grund die­ser Fest­stel­lung ha­be sie da­mit rech­nen dür­fen, dass die Vor­in­stanz den hin­rei­chen­den Tat­ver­dacht be­ja­hen wer­de. In­dem die Vor­in­stanz nach Ein­gang der Du­plik des Be­schwer­de­geg­ners vom 10. Mai 2013 das Ent­sie­ge­lungs­ge­such mit der Be­grün­dung ab­ge­wie­sen ha­be, es feh­le ein hin­rei­chen­der Tat­ver­dacht, sei sie treu­wid­rig vor­ge­gan­gen und ha­be zu­gleich ih­ren Ge­hörs­an­spruch miss­ach­tet.

5.2. Die Ar­gu­men­ta­ti­on der Be­schwer­de­füh­re­rin ist nicht stich­hal­tig. Die Vor­in­stanz hat ei­nen dop­pel­ten Schrif­ten­wech­sel durch­ge­führt, so­dass sich die Be­schwer­de­füh­re­rin hin­rei­chend äus­sern konn­te. Die­se hat (als nicht be­schul­dig­te Per­son) von vorn­her­ein kei­nen An­spruch auf das letz­te Wort, und es hat sich vor­lie­gend für die Vor­in­stanz an­ge­sichts des im Straf­ver­fah­ren gel­ten­den Be­schleu­ni­gungs­ge­bots (Art. 5 StPO) auch nicht auf­ge­drängt, ei­nen wei­te­ren Schrif­ten­wech­sel an­zu­ord­nen oder ei­ne münd­li­che Ver­hand­lung durch­zu­füh­ren. Ei­ne Ver­let­zung des An­spruchs der Be­schwer­de­füh­re­rin auf recht­li­ches Ge­hör (Art. 3 Abs. 2 lit. c und Art. 107 StPO so­wie Art. 29 Abs. 2 BV) liegt da­mit nicht vor. Eben­so we­nig kann der Vor­in­stanz ein Ver­stoss ge­gen den Grund­satz von Treu und Glau­ben (Art. 3 Abs. 2 lit. a StPO so­wie Art. 9 BV) an­ge­las­tet wer­den. Die An­kün­di­gung, das Ver­fah­ren wer­de vor­aus­sicht­lichmit ei­ner Tria­ge (im Bei­sein der Be­tei­lig­ten) fort­ge­setzt, be­deu­tet ei­ne zu­läs­si­ge pro­vi­so­ri­sche Ein­schät­zung der Pro­zess­la­ge. Hier­aus kann die Be­schwer­de­füh­re­rin nichts zu ih­ren Guns­ten ab­lei­ten. Im Üb­ri­gen er­folg­ten die­se Aus­füh­run­gen der Vor­in­stanz erst nach Ein­gang der Re­plik der Be­schwer­de­füh­re­rin, so­dass auch nicht ge­sagt wer­den kann, die­se ha­be sich we­gen des Hin­wei­ses in ih­ren Ein­ga­ben mit ei­nem blos­sen Ver­weis auf die An­kla­ge­schrift be­gnü­gen und auf ei­ne Er­ör­te­rung des Tat­ver­dachts ver­zich­ten dür­fen (sie­he hier­zu so­gleich E. 6).

6.

In der Sa­che ist das Vor­lie­gen ei­nes hin­rei­chen­den Tat­ver­dachts (vgl. Art. 197 Abs. 1 lit. b StPO) um­strit­ten.

6.1. Das Kreis­ge­richt Wer­den­berg-Sar­gan­ser­land wies die von der Be­schwer­de­füh­re­rin am 15. De­zem­ber 2009 ge­gen den Be­schwer­de­geg­ner we­gen mehr­fa­cher Ver­ge­hen ge­gen das UWG er­ho­be­ne An­kla­ge mit Ent­scheid vom 7. Ju­ni 2012 an die Be­schwer­de­füh­re­rin zu­rück. Die Rück­wei­sung wur­de da­mit be­grün­det, aus der An­kla­ge­schrift ge­he nicht in ge­nü­gend spe­zi­fi­zier­ter und kla­rer Wei­se her­vor, wer wann wo und was ge­macht ha­be, das straf­bar sein könn­te; es sei bei je­dem ein­zel­nen der als Mit­tä­ter oder Ge­hil­fen Be­schul­dig­ten klar dar­zu­le­gen, wel­ches Ver­hal­ten als Tä­ter­schaft oder als Teil­nah­me be­trach­tet wer­de. Zur Er­gän­zung ge­hö­re auch, die of­fen­sicht­lich fal­schen Ak­ten­hin­wei­se in der An­kla­ge­schrift zu kor­ri­gie­ren. In der Fol­ge dehn­te die Be­schwer­de­füh­re­rin die Straf­un­ter­su­chung ge­gen den Be­schwer­de­geg­ner auf die Tat­be­stän­de des ge­werbs­mäs­si­gen Be­trugs und der qua­li­fi­zier­ten Geld­wä­sche­rei aus (vgl. auch Sach­ver­halt lit. A. hier­vor).

6.2. Die Be­schwer­de­füh­re­rin bringt vor, die Vor­in­stanz ha­be den hin­rei­chen­den Tat­ver­dacht zu Un­recht ver­neint. Die An­kla­ge­schrift vom 15. De­zem­ber 2009, auf wel­che sie zur Be­grün­dung des Tat­ver­dachts ver­wie­sen ha­be, ge­be ein um­fas­sen­des Bild des En­de 2009 be­ste­hen­den und seit­her un­ver­än­der­ten Kennt­nis- und Ak­ten­stands. Dass das Kreis­ge­richt Wer­den­berg-Sar­gan­ser­land die An­kla­ge­schrift mit Ent­scheid vom 7. Ju­ni 2012 zu­rück­ge­wie­sen ha­be, weil ei­ne kla­re Zu­ord­nung von Be­schul­dig­ten zu kon­kre­ten Tat­hand­lun­gen feh­le und ei­ni­ge Ak­ten­hin­wei­se un­voll­stän­dig sei­en, hin­de­re die Be­deu­tung und den Wert der An­kla­ge­schrift nicht der­art, dass sie als "non-val­eur" be­zeich­net wer­den müss­te. Dass 2009 ein­zig UWG-Wi­der­hand­lun­gen an­ge­klagt wor­den sei­en, ste­he ei­ner Aus­deh­nung der Straf­ver­fol­gung auf die Tat­be­stän­de des ge­werbs­mäs­si­gen Be­trugs und der qua­li­fi­zier­ten Geld­wä­sche­rei nicht ent­ge­gen. Die Vor­in­stanz wä­re ver­pflich­tet ge­we­sen, den in der An­kla­ge­schrift dar­ge­stell­ten Sach­ver­halt (S. 40-64) or­dent­lich auf die gel­tend ge­mach­ten Tat­be­stän­de zu über­prü­fen.

6.3. Die Vor­in­stanz hat er­wo­gen, die Be­schwer­de­füh­re­rin ha­be im Ent­sie­ge­lungs­ge­such vom 7. Fe­bru­ar 2013 zur Be­grün­dung des Tat­ver­dachts pau­schal auf die rund 200-sei­ti­ge An­kla­ge­schrift vom 15. De­zem­ber 2009 ver­wie­sen. Es er­schei­ne äus­serst frag­lich, ob die Be­schwer­de­füh­re­rin hier­durch ih­rer Sub­stan­zi­ie­rungs­pflicht ge­nügt ha­be. Je­den­falls aber rei­che ein pau­scha­ler Ver­weis auf ei­ne An­kla­ge­schrift dann nicht aus, wenn die­se wie im zu be­ur­tei­len­den Fall auf­grund er­heb­li­cher for­mel­ler und in­halt­li­cher Män­gel zu­rück­ge­wie­sen wor­den sei.

Hin­zu kom­me, dass das Kreis­ge­richt Wer­den­berg-Sar­gan­ser­land die Be­schwer­de­füh­re­rin im Ent­scheid vom 7. Ju­ni 2012 dar­auf hin­ge­wie­sen ha­be, dass sich in Be­zug auf die zur An­kla­ge ge­brach­ten Hand­lun­gen die Fra­ge der Ver­jäh­rung stel­le; ein Ein­wand, den nun auch der Be­schwer­de­geg­ner vor­brin­ge. Die Be­schwer­de­füh­re­rin ha­be sich im Ent­sie­ge­lungs­ge­such vom 7. Fe­bru­ar 2013 zu die­sem As­pekt nicht ge­äus­sert. Ei­ne sum­ma­ri­sche Prü­fung er­ge­be, dass sich die dem Be­schwer­de­geg­ner in der An­kla­ge vor­ge­wor­fe­nen UWG-Ver­ge­hen auf den Zeit­raum vom 2. Ju­li 2003 bis zum 16. Mai 2006 er­streck­ten, wo­mit all­fäl­li­ge Ta­ten seit dem 16. Mai 2013 ab­so­lut ver­jährt sei­en.

Schliess­lich sei­en aus dem in der An­kla­ge­schrift vom 15. De­zem­ber 2009 um­schrie­be­nen Sach­ver­halt kei­ne An­halts­punk­te er­sicht­lich, in­wie­fern sich der Be­schwer­de­geg­ner des ge­werbs­mäs­si­gen Be­trugs und der qua­li­fi­zier­ten Geld­wä­sche­rei schul­dig ge­macht ha­ben soll­te. Die Be­schwer­de­füh­re­rin ha­be sich im Rah­men der Aus­ar­bei­tung der rund 200-sei­ti­gen An­kla­ge­schrift in­ten­siv mit den mög­li­chen straf­ba­ren Hand­lun­gen des Be­schwer­de­geg­ners be­schäf­tigt und hät­te die frag­li­chen Tat­be­stän­de zwei­fel­los zur An­kla­ge ge­bracht, wenn hin­rei­chen­de Ver­dachts­grün­de be­stan­den hät­ten.

6.4. Ein Ent­sie­ge­lungs­ge­such ist zu be­grün­den. Zur Dar­le­gung ei­nes hin­rei­chen­den Tat­ver­dachts muss ein Sach­ver­halt aus­rei­chend de­tail­liert um­schrie­ben wer­den, da­mit ei­ne Sub­sump­ti­on un­ter ei­nen oder al­len­falls (auch al­ter­na­tiv) un­ter meh­re­re Tat­be­stän­de des Straf­rechts über­haupt nach­voll­zieh­bar vor­ge­nom­men wer­den kann. Hier­zu müs­sen aus­rei­chen­de Be­weis­mit­tel oder In­di­zi­en an­ge­ge­ben und vor­ge­legt wer­den, die die­sen Sach­ver­halt stüt­zen. Ein bloss pau­scha­ler Hin­weis auf ein­ge­reich­te Ak­ten reicht nicht aus. Im Ent­sie­ge­lungs­ge­such für Auf­zeich­nun­gen ei­nes Be­rufs­ge­heim­nis­trä­gers muss durch die Straf­be­hör­de zu­dem auf­ge­zeigt wer­den, in­wie­fern ei­ne Durch­su­chung vor dem An­walts­ge­heim­nis stand­hält, in wel­chem Aus­mass der An­walt selbst in die un­ter­such­ten straf­ba­ren Vor­gän­ge ver­wi­ckelt sein könn­te und war­um die Ak­ten für die Un­ter­su­chung re­le­vant sein sol­len (vgl. Kel­ler, a.a.O., Art. 248 N. 39 f.). Im Ent­sie­ge­lungs­ver­fah­ren klärt das Ge­richt vor­erst, ob die all­ge­mei­nen Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Durch­su­chung im Grund­satz ge­ge­ben sind (kon­kre­ter Tat­ver­dacht, kein ab­so­lut ge­schütz­tes Ge­heim­nis, Ver­hält­nis­mäs­sig­keit, po­ten­zi­el­le Taug­lich­keit etc.). So­fern dies be­jaht wird, ist in ei­nem zwei­ten Schritt zu prü­fen, ob kei­ne schüt­zens­wer­ten Ge­heim­hal­tungs­in­ter­es­sen ei­ner Ent­sie­ge­lung ent­ge­gen­ste­hen. Bei der ge­richt­li­chen Über­prü­fung ei­nes Ent­sie­ge­lungs­ge­suchs sind die Ver­dachts­grün­de auf­grund der vor­läu­fi­gen (pri­ma fa­cie le­gal er­ho­be­nen) Un­ter­su­chungs­er­geb­nis­se zu wür­di­gen (Kel­ler, a.a.O., Art. 248 N. 44).

6.5. Die Aus­füh­run­gen der Vor­in­stanz sind zu­tref­fend. Mit ih­rem pau­scha­len Ver­weis auf die als man­gel­haft zu­rück­ge­wie­se­ne An­kla­ge vom 15. De­zem­ber 2009 ist die Be­schwer­de­füh­re­rin ih­rer Be­grün­dungs­pflicht nicht nach­ge­kom­men. Das Vor­lie­gen ei­nes hin­rei­chen­den Tat­ver­dachts ist aber auch nicht der­art of­fen­kun­dig, dass er nicht nä­her dar­ge­legt zu wer­den brauch­te.

Stellt sich die Fra­ge, ob Pro­zess­hin­der­nis­se wie die Ver­jäh­rung ei­nem Straf­ver­fah­ren ent­ge­gen­ste­hen, ist bei der Ab­klä­rung des hin­rei­chen­den Tat­ver­dachts ei­ne sum­ma­ri­sche Prü­fung vor­zu­neh­men. Steht mit gros­ser Wahr­schein­lich­keit fest, dass ein De­likt ver­jährt ist, er­weist sich die An­ord­nung von Zwangs­mass­nah­men als nicht ge­recht­fer­tigt (Mar­kus Hug, in: Do­natsch/Hans­ja­kob/Lie­ber [Hrsg.], Kom­men­tar zur Schwei­ze­ri­schen Straf­pro­zess­ord­nung [StPO], 2010, Art. 197 N. 9). Die letz­te dem Be­schwer­de­geg­ner in der An­kla­ge­schrift vom 15. De­zem­ber 2009 vor­ge­wor­fe­ne Tat­hand­lung da­tiert vom 16. Mai 2006. Die ab­so­lu­te Ver­jäh­rungs­frist be­trägt sie­ben Jah­re (vgl. Art. 23 UWG i.V.m. Art. 97 Abs. 1 lit. c StGB), wo­mit die Ver­jäh­rung mut­mass­lich am 16. Mai 2013 ein­ge­tre­ten ist. Dies wird von der Be­schwer­de­füh­re­rin auch nicht be­strit­ten.

Viel­mehr bringt die Be­schwer­de­füh­re­rin ein­zig vor, aus der An­kla­ge­schrift vom 15. De­zem­ber 2009 er­ge­be sich ein hin­rei­chen­der Tat­ver­dacht in Be­zug auf die Tat­be­stän­de des ge­werbs­mäs­si­gen Be­trugs und der qua­li­fi­zier­ten Geld­wä­sche­rei. Dies aber ist nicht der Fall. Die Be­schwer­de­füh­re­rin räumt ein, seit der An­kla­ge­er­he­bung hät­ten sich kei­ne neu­en Er­kennt­nis­se er­ge­ben. Die Tat­be­stän­de des ge­werbs­mäs­si­gen Be­trugs und der qua­li­fi­zier­ten Geld­wä­sche­rei bil­de­ten je­doch nicht Ge­gen­stand der An­kla­ge, da die Be­schwer­de­füh­re­rin da­mals of­fen­bar da­von aus­ging, es feh­le an ei­nem die An­kla­ge­er­he­bung recht­fer­ti­gen­den Tat­ver­dacht. Dem­entspre­chend wur­den denn auch die ein­zel­nen Tat­be­stands­merk­ma­le in der An­kla­ge nicht the­ma­ti­siert, wes­halb sich ein hin­rei­chen­der Tat­ver­dacht nicht mit dem blos­sen Hin­weis auf die An­kla­ge­schrift vom 15. De­zem­ber 2009 be­grün­den lässt.

7.

Die Be­schwer­de ist ab­zu­wei­sen. Mit dem Ent­scheid in der Sa­che wird das Ge­such um auf­schie­ben­de Wir­kung ge­gen­stands­los. Ge­richts­kos­ten sind kei­ne zu er­he­ben (Art. 66 Abs. 4 BGG). Die Be­schwer­de­füh­re­rin hat dem an­walt­lich ver­tre­te­nen Be­schwer­de­geg­ner ei­ne an­ge­mes­se­ne Par­tei­ent­schä­di­gung aus­zu­rich­ten (Art. 68 Abs. 1 und 2 BGG).

Dem­nach er­kennt das Bun­des­ge­richt:

1.

Die Be­schwer­de wird ab­ge­wie­sen.

2.

Es wer­den kei­ne Ge­richts­kos­ten er­ho­ben.

3.

Der Kan­ton St. Gal­len (Staats­an­walt­schaft) hat dem Be­schwer­de­geg­ner ei­ne Ent­schä­di­gung von Fr. 2'000.-- zu be­zah­len.

4.

Die­ses Ur­teil wird den Par­tei­en und dem Kan­to­na­len Zwangs­mass­nah­men­ge­richt des Kan­tons St. Gal­len schrift­lich mit­ge­teilt.

Lau­sanne, 25. No­vem­ber 2013

Im Na­men der I. öf­fent­lich-recht­li­chen Ab­tei­lung

des Schwei­ze­ri­schen Bun­des­ge­richts

Der Prä­si­dent: Fon­jal­laz

Der Ge­richts­schrei­ber: Stoh­ner

 

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