Die Pilotprojekte mit intelligenten Stromzählern sind erfolgreich

27. Juli 2011

Von Da­vid Schaff­ner. Ta­ges-An­zei­ger

Ers­te Re­sul­ta­te von Ver­su­chen durch Schwei­zer Strom­pro­du­zen­ten zei­gen: Dank Smart Me­ters lässt sich Strom spa­ren – je nach Haus­halt und Zu­satz­funk­tio­nen zwi­schen zwei und 20 Pro­zent.

Die Zie­le des Bun­des­rats sind ehr­gei­zig: Da­mit die Schweiz kei­ne neu­en Atom­kraft­wer­ke bau­en muss, will er die er­neu­er­ba­ren En­er­gi­en aus­bau­en und den Strom­ver­brauch wäh­rend der nächs­ten vier­zig Jah­re nicht mehr an­stei­gen las­sen. Ei­ne Pla­fo­nie­rung auf dem heu­ti­gen Ni­veau gilt al­ler­dings als schwie­rig, da bis 2050 die Be­völ­ke­rung in der Schweiz auf rund 9 Mil­lio­nen Men­schen an­stei­gen dürf­te.

Spar­po­ten­zi­al beim ein­zel­nen Kun­den er­hof­fen sich Fach­leu­te vor al­lem durch den Ein­satz von Smart Me­ters: Das sind in­tel­li­gen­te Strom­zäh­ler, die den Ver­brauch ei­nes Haus­halts in Echt­zeit an den Pro­du­zen­ten über­mit­teln, ei­ne mo­nat­li­che Ab­rech­nung er­mög­li­chen und je nach Zu­satz­funk­ti­on dem Kun­den mit­tels Vi­sua­li­sie­rungs­ge­rät auf­zei­gen, wie viel er im Mo­ment kon­su­miert. Die Trans­pa­renz soll Spar­mög­lich­kei­ten auf­zei­gen und Kon­su­men­ten zum um­welt­be­wuss­ten Ver­hal­ten mo­ti­vie­ren. Kri­ti­ker mo­nie­ren je­doch, auch mit mehr In­for­ma­tio­nen lies­se sich die Mas­se der Kon­su­men­ten nicht da­zu be­we­gen, we­ni­ger Elek­tri­zi­tät zu ver­brau­chen und auf Kom­fort zu ver­zich­ten.

Kos­ten al­lein kein An­reiz

Um das tat­säch­li­che Spar­po­ten­zi­al durch Smart Me­ters zu tes­ten, füh­ren meh­re­re Strom­pro­du­zen­ten ak­tu­ell Pi­lot­ver­su­che durch – dar­un­ter die Elek­tri­zi­täts­wer­ke des Kan­tons und der Stadt Zü­rich (EKZ und EWZ), die Ber­ni­schen Kraft­wer­ke BKW so­wie die Cen­tral­schwei­zer Kraft­wer­ke CKW. Über wis­sen­schaft­lich aus­ge­wer­te­te Re­sul­ta­te ver­fü­gen die Fir­men noch nicht. Auf TA-An­fra­ge ge­ben EKZ und BKW aber erst­mals Zwi­schen­re­sul­ta­te be­kannt: Die­se zei­gen, dass sich mit Smart Me­ters zwi­schen 2 und 20 Pro­zent Strom spa­ren las­sen – je nach Art des Haus­halts und den In­for­ma­tio­nen zum Strom­ver­brauch, über die der Kun­de ver­fügt.

Der Ver­such der EKZ führt vor Au­gen, wie wich­tig die In­for­ma­ti­on ist. Die 1000 Teil­neh­mer des Pro­jekts in Die­t­i­kon sind in zwei Grup­pen auf­ge­teilt: In den Haus­hal­ten der ers­ten hat die EKZ nur ei­nen Strom­zäh­ler in­stal­liert, der im Ge­gen­satz zur heu­te üb­li­chen Ab­rech­nung im Jah­res­rhyth­mus ei­ne mo­nat­li­che Rech­nung er­mög­licht. Die Haus­hal­te der zwei­ten Grup­pe ha­ben zu­sätz­lich ein Vi­sua­li­sie­rungs­ge­rät er­hal­ten. «Kun­den, die ih­ren Strom­kon­sum in Echt­zeit ver­fol­gen, konn­ten ihn um 2 bis 3 Pro­zent sen­ken», sagt EKZ-Spre­che­rin Pris­ka Laïaïda. «Wer hin­ge­gen nur ei­ne mo­nat­li­che Ab­rech­nung er­hält, konn­te den Ver­brauch kaum ver­rin­gern.» Dies zei­ge, dass die Vi­sua­li­sie­rung – die bei­spiels­wei­se den Ver­brauch von Ge­rä­ten im Stand-by-Mo­dus auf­zei­ge – mo­ti­vie­re, ge­wis­se Ap­pa­ra­te aus­zu­schal­ten.

Frei­wil­li­ge Test­per­so­nen er­ziel­ten hö­he­re Ein­spa­run­gen

Die Ber­ner BKW hat in ih­rem Pi­lot­pro­jekt in It­ti­gen deut­li­che Un­ter­schie­de je nach Art des Haus­halts fest­ge­stellt, ob­wohl al­le Kun­den über ein Vi­sua­li­sie­rungs­ge­rät ver­fü­gen: «Kaum ver­rin­gern konn­ten wir den Strom­ver­brauch in ein­fa­chen Haus­hal­ten in klei­nen Woh­nun­gen», er­klärt Pro­jekt­lei­ter Da­ni­el Ber­ner. «In gros­sen Ein­fa­mi­li­en­häu­sern hin­ge­gen konn­ten wir zwi­schen 10 und 20 Pro­zent ein­spa­ren.»

Mög­lich war dies, weil die Kun­den ih­re Hei­zun­gen, Boi­ler oder Lüf­tun­gen we­ni­ger in­ten­siv nutz­ten. Und weil sie «teil­wei­se hart­nä­ckig nach Spar­mög­lich­kei­ten such­ten», wie Ber­ner sagt. Auf die Ge­samt­heit der Ein­fa­mi­li­en­häu­ser las­sen sich die ho­hen Wer­te kaum über­tra­gen: Der durch­schnitt­li­che Be­sit­zer wird nicht so kon­se­quent nach Spar­mög­lich­kei­ten su­chen, wie die It­ti­ger, die sich frei­wil­lig mel­de­ten. Die Zür­cher Zwi­schen­re­sul­ta­te mit Ein­spa­run­gen um 3 Pro­zent dürf­ten hin­ge­gen ver­all­ge­mei­ner­bar sein: Die EKZ nahm al­le Haus­hal­te in den Ver­such auf, die in ei­nem be­stimm­ten Ge­biet lie­gen. «Es neh­men al­so nicht nur Men­schen teil, die sen­si­bi­li­siert sind für das Strom­spa­ren», sagt Laïaïda. Kun­den, die sich ge­gen den Ver­such wehr­ten, muss­ten aber nicht mit­ma­chen.

Ob­wohl ein Spar­po­ten­zi­al von 2 bis 3 Pro­zent be­schei­den klingt, spricht Laïaïda von ei­nem gu­ten An­fang. Dank Sen­si­bi­li­sie­rungs­mass­nah­men wol­le die EKZ «den Wert noch et­was er­hö­hen». Um den Spar­ef­fekt von Smart Me­ters zu ver­dop­peln oder zu ver­drei­fa­chen, wä­ren Mass­nah­men not­wen­dig, die in Zü­rich nicht ge­plant sind.

Dy­na­mi­sche Strom­ta­ri­fe not­wen­dig

Ei­nen wirk­lich um­fas­sen­den Test­ver­such ha­ben in der Schweiz bis­her nur die Lu­zer­ner CKW ge­star­tet. Sie rüs­te­ten Kun­den in Ge­mein­den wie Eschen­bach nicht nur mit neu­en Strom­zäh­lern und Vi­sua­li­sie­rungs­ge­rä­ten aus. Sie rech­nen in ih­rem Pi­lot­pro­jekt über­dies nach dy­na­mi­schen Strom­ta­ri­fen ab. Das heisst: Je nach Ta­ges­zeit und Nach­fra­ge nach Elek­tri­zi­tät zah­len die Kun­den ei­nen hö­he­ren oder tie­fe­ren Preis. Die CKW-Kun­den ha­ben nicht nur die Mög­lich­keit, den Ver­brauch zu sen­ken. Sie kön­nen auch die Durch­schnitts­kos­ten re­du­zie­ren und so deut­lich mehr Geld spa­ren als die Haus­hal­te in Bern oder Zü­rich. Ge­rä­te wie Ab­wasch­ma­schi­nen las­sen sich pro­blem­los be­trei­ben, wenn die Nach­fra­ge tief ist.

Für die Strom­ver­sor­gung der Zu­kunft ist laut Ex­per­ten ei­ne Kom­bi­na­ti­on von Smart Me­ters mit dy­na­mi­schen Ta­ri­fen rich­tungs­wei­send: Denn der Strom aus er­neu­er­ba­ren Quel­len wird we­ni­ger re­gel­mäs­sig an­fal­len als der Strom aus Atom­kraft­wer­ken. Ein Aus­stieg aus der nu­klea­ren En­er­gie ist nur rea­lis­tisch, wenn Kon­su­men­ten ver­mehrt Strom ver­brau­chen, wenn im Netz viel Elek­tri­zi­tät vor­han­den ist – et­wa weil viel Wind weht.

Ver­lan­gen Kon­su­men­ten hin­ge­gen, dass stets am Mor­gen, Mit­tag und Abend be­son­ders viel Strom zur Ver­fü­gung steht, wird der Atom­aus­stieg schwie­rig. Ob die Lu­zer­ner zu ei­nem neu­en Ver­hal­ten be­reit sind, zeigt sich, wenn die CKW die Re­sul­ta­te des eben ge­star­te­ten Ver­suchs vor­stel­len.

 

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