Intelligente Stromzähler floppen - Zürich investiert dennoch Millionen

13. Januar 2014

Von Luca De Carli, Tages-Anzeiger

Im Kanton Luzern hat ein umfassender Feldversuch ergeben, dass sich mit sogenannten Smart Meters kaum Strom sparen lässt. Die Zürcher Stromversorger haben sich dennoch für dieses System entschieden.

Rund tausend intelligente Stromzähler haben die Centralschweizerischen Kraftwerke (CKW) 2010 in Haushalten installieren lassen und während dreieinhalb Jahren getestet. Das Ergebnis ist ernüchternd, wie aus einer heute veröffentlichten Mitteilung hervorgeht. «Bei der Mehrheit der Kunden konnten keine nennenswerten Stromeinsparungen beobachtet werden», schreiben die CKW. Der Grund: Intelligente Stromzähler sparen nicht automatisch Strom. Die Kunden müssen aufgrund der Resultate der Messungen ihr Verhalten anpassen. Und das tat in Luzern offensichtlich nur eine Minderheit.

Allerdings war laut den CKW auch der Spareffekt bei den wenigen motivierten Kunden gering. «Diese kleine Gruppe» habe maximal eine Verbrauchsreduktion um drei Prozent erreicht. Bei einem durchschnittlichen Haushalt entspreche das Einsparungen von 30 Franken pro Jahr. Die Motivation der Kunden, sich jeden Monat während einer halben Stunde und mehr mit ihrem Stromverbrauchsprofil auseinanderzusetzen und ihr Verhalten anzupassen, habe zudem mit der Zeit nachgelassen. Die CKW wollen deshalb in Zukunft vor allem auf andere Massnahmen setzen - etwa Anreize zu Umbauten und Aufklärung. Auch weil die Installation von Smart Meters mit 400 Franken pro Zähler teuer sei.

Vollausbau kostet 100 Millionen Franken

Im Kanton Zürich sind die Stromanbieter jedoch bereit, viel Geld für intelligente Stromzähler auszugeben. Die kantonalen Elektrizitätswerke (EKZ) kündigten im letzten Juli an, man habe sich «als erster grosser Energieversorger der Schweiz für den flächendeckenden Einsatz von Smart Meters entschieden». Gegenüber der NZZ gaben die EKZ damals an, dass ein Vollausbau geschätzte 100 Millionen Franken kosten werde. Bereits bis 2015 werden 50'000 herkömmliche Stromzähler für rund 13 Millionen Franken ersetzt.

Vor diesem Entscheid hatten die EKZ auch einen Pilotversuch in tausend Haushalten durchgeführt. Wie bei den CKW mit bescheidenem Resultat: Der Stromverbrauch sank im Schnitt pro Haushalt um 1,5 Prozent. Nur unwesentlich mehr als in der Kontrollgruppe mit Kunden, die keine Smart Meter installiert hatten. Hier ging der Stromverbrauch im gleichen Zeitraum um 1,1 Prozent zurück. Trotzdem setzt man bis heute auf das System, wie EKZ-Sprecherin Priska Laïaïda auf Anfrage bestätigt. Neben dem Stromsparen hätten intelligente Stromzähler weitere Vorteile. Sie vereinfachten Prozesse. So müssten zum Beispiel keine Kontrolleure mehr zu den Kunden geschickt werden, um die Zähler abzulesen.

Und auch der Bund erhofft sich bei der Realisierung der Energiewende viel von den Smart Meters. Es bestehen Pläne, dereinst alle Schweizer Netzbetreiber zur Installation von intelligenten Messsystemen bei ihren Kunden zu verpflichten.

 

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