Geheimhaltung für NDB-Akten verlängert

20. April 2017

sda

NACH­RICH­TEN­DIENST ⋅ Die Ver­ord­nung des Bun­des­ra­tes über das Nach­rich­ten­dienst­ge­setz stösst vor al­lem bei der Lin­ken auf Wi­der­stand. Kri­ti­siert wer­den un­ter an­de­rem die Ar­ti­kel über die Ver­län­ge­rung der Schutz­frist und die Lö­schung von Da­ten. Auch die GPDel ver­langt Än­de­run­gen.

Am 25. Sep­tem­ber 2016 hat­ten die Schwei­zer Stimm­be­rech­tig­ten das Nach­rich­ten­dienst­ge­setz mit 65,5 Pro­zent Ja-Stim­men deut­lich an­ge­nom­men. Es soll vor­aus­sicht­lich am 1. Sep­tem­ber 2017 in Kraft tre­ten. Mit dem re­vi­dier­ten Ge­setz wur­de auch ei­ne Er­neue­rung des Ver­ord­nungs­rechts nö­tig.

Der Bun­des­rat schick­te sei­nen Ent­wurf im Ja­nu­ar in die Ver­nehm­las­sung. Die Frist lief am Os­ter­sonn­tag ab. Stel­lung­nah­men von Par­tei­en und in­ter­es­sier­ten Krei­sen gab es da­zu kaum. Und nur die SP, die Grü­nen und die Or­ga­ni­sa­ti­on grund­rech­te.ch äus­ser­ten sich kri­tisch.

Ei­ni­ge Ta­ge nach Ab­lauf der Ver­nehm­las­sung mel­de­te sich auch die Ge­schäfts­prü­fungs­de­le­ga­ti­on des Par­la­ments (GPDel) zu Wort: Es ge­be ver­schie­de­ne Be­rei­che, die nicht dem Wil­len des Ge­setz­ge­bers ent­sprä­chen, sag­te GPDel-Prä­si­dent und Stän­de­rat Alex Kuprecht (SVP/SZ) ge­gen­über der SRF-Sen­dung "Ren­dez-Vous".

Neun Punk­te wi­der­sprä­chen über­ge­ord­ne­ten Ge­set­zen. Die GPDel ha­be Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter Guy Par­me­lin in ei­nem Brief Än­de­rungs­vor­schlä­ge ge­macht, sag­te Kuprecht. Zum In­halt der kri­ti­sier­ten Punk­te und den Vor­schlä­gen woll­te sich Kuprecht auf An­fra­ge nicht äus­sern.

Im Wi­der­spruch zu Ge­setz

Für die Or­ga­ni­sa­ti­on grund­rech­te.ch re­gelt der vor­lie­gen­de Ent­wurf "un­zu­läs­si­ger­wei­se Ge­gen­stän­de, wel­che im NDG nicht vor­ge­se­hen sind". So soll zum Bei­spiel die 50-jäh­ri­ge Schutz­frist für Ar­chiv­gut des NDB und sei­ner Vor­gän­ger­or­ga­ni­sa­tio­nen um 30 Jah­re ver­län­gert wer­den.

Die Ver­län­ge­rung gäl­te für al­le NDB-Ak­ten, die sich zum Zeit­punkt des In­kraft­tre­tens der Ver­ord­nung im Bun­des­ar­chiv be­fin­den. Dar­über be­rich­te­te die Sen­dung "Heu­te Mor­gen" am Don­ners­tag.

SP und Grü­ne for­dern in ih­ren Stel­lungs­nah­men die "er­satz­lo­se Strei­chung" des Ab­sat­zes über die Ver­län­ge­rung der Schutz­frist, weil er im Wi­der­spruch zum Nach­rich­ten­dienst­ge­setz ste­he. Die Ver­län­ge­rung im Rah­men ei­ner Ver­ord­nung auf 80 Jah­re wä­re will­kür­lich und wi­der­spre­che aus­ser­dem dem Wil­len des Ge­setz­ge­bers, schreibt die SP.

Auch für die Grü­nen gibt es für die Ver­län­ge­rung der Schutz­frist kei­ne ge­setz­li­che Ba­sis. Denn sie ver­let­ze so­wohl das Nach­rich­ten­dienst­ge­setz als auch das Ge­setz über die Ar­chi­vie­rung, hält die Par­tei in ih­rer Ant­wort fest. Die Par­tei stört sich wei­ter dar­an, dass die Auf­ga­ben des NDB in der Ver­ord­nung nicht klar ge­nug de­fi­niert sei­en, un­ter an­de­rem beim der In­for­ma­ti­ons­aus­tausch mit den Straf­be­hör­den.

Wer ent­schei­det über Lö­schung?

Auf Kri­tik stösst auch der Ar­ti­kel über das Lö­schen von Da­ten. Ge­mäss der Ver­ord­nung müss­te der NDB nur die bei den kan­to­na­len Voll­zugs­be­hör­den an­ge­fal­le­nen Da­ten dem Bun­des­ar­chiv zur Ar­chi­vie­rung an­bie­ten.

Die SP ver­langt statt­des­sen, dass der NDB dem Bun­des­ar­chiv sämt­li­che Da­ten an­bie­ten muss. Denn "aus rechts­staat­li­chen Grün­den ist es ent­schei­dend, dass das Han­deln des NDB" ge­mäss Ar­chiv­ge­setz über­prüft wer­den kön­ne.

Der ent­spre­chen­de Ar­ti­kel 8 in der tech­ni­schen Ver­ord­nung über die In­for­ma­ti­ons- und Spei­cher­sys­te­me des Nach­rich­ten­diens­tes des Bun­des (VIS-NDB) ste­he gar "in kras­sem Wi­der­spruch zum Nach­rich­ten­dienst­ge­setz".

Denn er gä­be dem NDB die Kom­pe­tenz zu ent­schei­den, wel­che Da­ten er lö­schen und wel­che er dem Bun­des­ar­chiv zu Ar­chi­vie­rung an­bie­ten wol­le. Ge­mäss Ar­chiv­ge­setz lie­ge die­se Auf­ga­be aber in der al­lei­ni­gen Kom­pe­tenz des Bun­des­ar­chivs über die "Ar­chi­vie­rungs­wür­dig­keit" der Da­ten zu ent­schei­den.

Aus­län­di­sche Spio­ne in der Schweiz

Schliess­lich ver­langt die SP auch ei­ne Än­de­rung des Ar­ti­kels über die Zu­sam­men­ar­beit mit aus­län­di­schen Amts­stel­len in der Schweiz. Die­ser er­tei­le aus­län­di­schen Nach­rich­ten­diens­ten die Kom­pe­tenz, in­ner­halb der Schweiz zu re­cher­chie­ren. "Das war nie un­se­re Ab­sicht", sag­te das Mit­glied der Si­cher­heits­po­li­ti­schen Kom­mis­si­on des Na­tio­nal­ra­tes, die das Ge­setz vor­be­ra­ten hat, ge­gen­über dem "Ren­dez-vous".

 

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