Polizei scannt Autonummern

1. November 2015

Ro­ger Braun,Tag­blatt On­line

Wer auf vier Rä­dern un­ter­wegs ist, muss da­mit rech­nen, dass sein Kenn­zei­chen ge­scannt und mit ei­ner Fahn­dungs­da­ten­bank ab­ge­gli­chen wird. Die Po­li­zei hat in den ver­gan­ge­nen Jah­ren stark auf­ge­rüs­tet.

Sie se­hen aus wie Ra­dar­fal­len, kön­nen al­ler­dings weit mehr: Au­to­num­mern-Scan­ner sind in der Schweiz auf dem Vor­marsch. Die Ge­rä­te scan­nen voll­au­to­ma­ti­siert die Kon­troll­schil­der al­ler vor­bei­fah­ren­den Au­tos und glei­chen die Num­mer mit ei­ner Fahn­dungs­lis­te ab. Kommt es zu ei­nem Tref­fer, schiesst die in­te­grier­te Ka­me­ra ein Fo­to und sen­det die­ses der Po­li­zei­zen­tra­le, wor­auf die Po­li­zei aus­rückt.

Der Thur­gau nutzt seit En­de 2011 die­se Au­to­num­mern-Scan­ner – und hat dies auch im­mer of­fen kom­mu­ni­ziert. Seit­her ha­ben zahl­rei­che Po­li­zei­korps aus an­de­ren Kan­to­nen auf­ge­rüs­tet. Ei­ne Um­fra­ge der Ost­schweiz am Sonn­tag hat er­ge­ben, dass in­zwi­schen neun Kan­to­ne die­se Ge­rä­te nut­zen.

Ab­seits der Öf­fent­lich­keit

Die Au­to­mo­bil­ver­bän­de re­agie­ren ver­dutzt auf die neu­en Er­kennt­nis­se. We­der der TCS noch der ACS hat­ten Kennt­nis vom Aus­mass der Ver­brei­tung die­ser Über­wa­chungs­tech­no­lo­gie. Der TCS teilt mit, dass er noch nicht in der La­ge sei, ei­ne sub­stan­zi­el­le Stel­lung­nah­me ab­zu­ge­ben. «Be­vor wir uns da­zu äus­sern kön­nen, müs­sen wir den Sach­ver­halt und die Rechts­la­ge gründ­lich auf­ar­bei­ten.» ACS-Di­rek­tor Ste­fan Ho­len­stein ist zwar ge­spal­ten bei der in­halt­li­chen Be­ur­tei­lung des Au­to­num­mern-Scan­nings, kri­ti­siert aber die In­for­ma­ti­ons­po­li­tik: «Die Kom­mu­ni­ka­ti­on und Trans­pa­renz sind bei ei­nem solch heik­len The­ma sehr wich­tig.» Da be­ste­he Hand­lungs­be­darf sei­tens der kan­to­na­len Be­hör­den.

Kon­tro­ver­se um Da­ten­schutz

Der Ver­ein zur Ver­tei­di­gung der Pri­vat­sphä­re grund­rech­te.ch übt Fun­da­men­tal­kri­tik an der «mas­sen­haf­ten Per­so­nen­kon­trol­le». «Hier führt ein Kan­ton nach dem an­de­ren ei­ne sehr um­strit­te­ne Me­tho­de ein und hängt es ganz be­wusst nicht an die gros­se Glo­cke», sagt Ver­eins­prä­si­dent Vik­tor Györf­fy. Für ihn ist die Über­wa­chung ein schwe­rer Ein­griff in die Per­sön­lich­keits­rech­te der Bür­ger, weil sie über die Fahr­zeug­fahn­dung hin­aus­geht. Po­li­zei und Be­für­wor­ter se­hen in der neu­en Fahn­dungs­me­tho­de kein Pro­blem mit dem Da­ten­schutz. Weil die Auf­nah­men gleich wie­der ge­löscht wür­den, falls es zu kei­nem Tref­fer kommt, sei­en un­be­schol­te­ne Bür­ger vom Num­mern­scan­ning gar nicht be­trof­fen.

 

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