Ein externer Bericht zeigt es schwarz auf weiss: Die Videokameras auf dem Bahnhofplatz bringen nichts. Der Platz ist nicht sicherer geworden - im Gegenteil. Der Stadtrat will die Kameras abmontieren.
Von den Ende 2008 installierten sechs Videokameras auf dem Luzerner Bahnhofplatz erhoffte man sich eine abschreckende Wirkung: Weniger Straftaten und Vandalismus, schnelleres Eingreifen der Polizei bei Straftaten, Beweismittel für die Justiz. Vier Jahre später fällt die Bilanz ernüchternd aus: Keine merkliche Verbesserung der Situation. Die Kameras sind nicht nur ungenügend, sie sind auch unbrauchbar (wir berichteten).
«Zahl der Delikte könnte steigen»
«Aufgrund der schlechten finanziellen Lage der Stadt Luzern hat der Stadtrat beschlossen, im Rahmen des Entlastungspakets 2014 über 4 Millionen Franken in Zukunft auf die Videoüberwachung auf dem Bahnhofplatz und Stadthaus zu verzichten», lässt die Stadt am Mittwoch in einem Communiqué verlauten. So könnten Kosten von jährlich 30'000 Franken eingespart werden. Nach Ansicht der Stadt ist es «vertretbar», dass dort keine Kameras mehr installiert sind. Was die Folgen sind, ist nach Ansicht der Stadt «schwer einschätzbar». Und weiter: «Die Zahl der Delikte auf dem Bahnhofplatz könnte steigen». Nicht betroffen vom Verzicht sind die 19 Kameras auf den beiden alten Holzbrücken über die Reuss, der Kapell- und der Spreuerbrücke. Diesen attestiert die Polizei eine gute Qualität. Der Grund: Die Kameras dort können für einen bestimmten Aufnahmewinkel und eine bestimmte Schärfe besser fokussiert werden als auf einem grossen Platz.
Drogenkonsum und Drogenhandel
Der externe Bericht zeigt weiter auf, dass seit Einführung der Videoüberwachung die Zahl der Delikte nicht zurückgegangen ist. Im Gegenteil: Auf dem Bahnhofplatz wurden seit Dezember 2008 gar mehr Delikte registriert. Zugenommen haben insbesondere Drogenkonsum und Drogenhandel. Das subjektive Sicherheitsempfinden der Bevölkerung sei lediglich am Anfang, vermutlich in Zusammenhang mit den Medienberichten, verbessert worden.
Polizei: Aufnahmen unbrauchbar
In einer Stellungnahme hält die Luzerner Polizei fest, dass die Aufnahmequalität der Videokameras schlecht und die Straftaten visuell schwer zu erkennen seien. Menschen liessen sich «nicht rechtsgenüglich identifizieren». Die Aufnahmen könnten weder für Beweiszwecke, noch für Fahndungen genutzt werden.
Bürgerliche für neue Kameras - Linke dagegen
Bereits vor der Veröffentlichung des Berichtes haben denn auch bürgerliche Politiker den geplanten Verzicht auf Videoüberwachung kritisiert. Auch sie haben zwar keine Einwände gegen die Demontage der unbrauchbaren Kameras. An ihrer Stelle sollen aber - auf Kosten des Kantons - neue, zweckmässige Kameras installiert werden. Auch die Polizei ist trotz Unzulänglichkeiten überzeugt, dass die Videoüberwachung am Bahnhofplatz zumindest präventiv wirkt. Allerdings müssten die Kameras ersetzt werden. SP und Grüne dagegen weinen der Videoüberwachung keine Träne nach.
Am 25. November debattiert der Grosse Stadtrat über die Abschaffung der Videokameras auf dem Bahnhofplatz.
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