E-ID: Unterschriftensammlung gegen privaten «digitalen Schweizer Pass» läuft

8. Oktober 2019

Tom Sper­lich, hei­se on­line

Pri­vat­un­ter­neh­men sol­len kei­ne amt­li­chen «di­gi­ta­len Päs­se» aus­stel­len, for­dern ver­schie­de­ne Or­ga­ni­sa­tio­nen und Per­so­nen und stre­ben des­halb ein Re­fe­ren­dum an.

An­ders als von der Schwei­zer Re­gie­rung, dem Bun­des­rat ge­plant soll nach An­sicht vie­ler Kri­ti­ker kei­ne pri­va­te E-ID ein­ge­führt wer­den. Vor die­sem Hin­ter­grund hat in der Schweiz nun ei­ne Un­ter­schrif­ten­samm­lung für ein Re­fe­ren­dum be­gon­nen.

Im ver­gan­ge­nen Sep­tem­ber spra­chen sich so­wohl der Na­tio­nal­rat als auch der Stän­de­rat für das E-ID-Ge­setz aus, laut dem ein «di­gi­ta­ler Pass» aus­ge­stellt wer­den soll. Al­ler­dings nicht - wie bei an­de­ren amt­li­chen Aus­weis­do­ku­men­ten - als ei­ne staat­li­che Ho­heits­auf­ga­be des Bun­des, son­dern als pri­va­te Her­aus­ga­be ei­ner staat­lich zer­ti­fi­zier­ten E-ID durch üb­li­cher­wei­se ge­winn­ori­en­tier­te Un­ter­neh­men. Da­ge­gen spricht sich ei­ne «Al­li­anz ge­gen pri­va­te E-ID» aus. Ihr ge­hö­ren die Or­ga­ni­sa­tio­nen Di­gi­ta­le Ge­sell­schaft, grund­rech­te.ch, der Ver­ein Pu­blic Be­ta und die Platt­form We­Collect an. Die Par­tei­en SP und Grü­ne so­wie Kon­su­men­ten­schutz­or­ga­ni­sa­tio­nen un­ter­stüt­zen das Bünd­nis.

«Ver­trau­en nö­tig»

Der Bun­des­rat will den «di­gi­ta­len Pass» ein­füh­ren, weil Un­ter­neh­men oder Or­ga­ni­sa­tio­nen Ver­trau­en in die Iden­ti­tät ih­res Ge­gen­übers bräuch­ten, da­mit auch an­spruchs­vol­le­re Ge­schäf­te oder Be­hör­den­gän­ge on­line ab­ge­wi­ckelt wer­den kön­nen. Re­gie­rung und Par­la­ment wol­len das Feld nicht den aus­län­di­schen E-IDs wie je­nen von Goog­le, App­le oder Ama­zon über­las­sen.

Der Eid­ge­nös­si­sche Da­ten­schutz­be­auf­trag­te Adri­an Lob­si­ger be­ton­te in ei­nem In­ter­view mit dem Bou­le­vard-Blatt Blick: «Oh­ne E-ID-Ge­setz wä­re es schwie­rig, die­se aus­län­di­schen ID-Pro­vi­der zu ver­pflich­ten, Iden­ti­fi­ka­ti­ons- und Nut­zer­da­ten streng zu tren­nen, nach sechs Mo­na­ten zu lö­schen. Oder zu ver­hin­dern, dass sie für an­de­re Zwe­cke ver­wen­det, Drit­ten wei­ter­ge­ge­ben oder gar ver­kauft wür­den.»

Da­ten­schutz­be­den­ken

Die Al­li­anz will durch­aus ei­ne E-ID, doch ein di­gi­ta­ler Pass sol­le auch in Zu­kunft vom Staat aus­ge­stellt wer­den, for­dert sie. Zu gross sei­en bei der Mehr­heit der Bür­ger die Be­den­ken ge­gen­über Pri­vat­un­ter­neh­men in punk­to Da­ten­schutz. Bür­gern blie­be aber mit dem neu­en E-ID-Ge­setz kei­ne Wahl­frei­heit. An die Stel­le staat­li­cher Pass­bü­ros wür­den in Zu­kunft Gross­ban­ken, Ver­si­che­rungs­ge­sell­schaf­ten und pri­va­te Un­ter­neh­men tre­ten. Es wer­de kei­ne «E-Com­mer­ce-ID» be­nö­tigt, son­dern le­dig­lich ei­ne di­gi­ta­le Er­wei­te­rung her­kömm­li­cher Aus­weis­pa­pie­re, heisst es von Sei­ten der Kri­ti­ker.

Da­mit es zu ei­ner Volks­ab­stim­mung über das Ge­setz kommt, sind in­ner­halb von 100 Ta­gen 50,000 Un­ter­schrif­ten nö­tig. Nebst be­reits on­line ge­sam­mel­ten 2,000 Un­ter­schrif­ten ha­ben gut 11,000 Bür­ger ih­re Un­ter­stüt­zung zu­ge­sagt, teil­te die Al­li­anz der Kri­ti­ker mit.

 

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