Wie der NDB Spitzel anwirbt

12. August 2013

Mit der Än­de­rung des Bun­des­ge­set­zes zur Wah­rung der In­ne­ren Si­cher­heit vom 23. De­zem­ber 2011 wur­den mit Art. 14a In­for­man­tin­nen und In­for­man­ten, in der Um­gangs­spra­che Spit­zel ge­nannt, ge­setz­lich ge­re­gelt. Seit dem 16. Ju­li 2012 ist die­se Be­stim­mung in Kraft. Aber schon vor­her ha­ben die Schlapp­hü­te auf die Hil­fe von Spit­zeln zu­rück­ge­grif­fen, al­ler­dings nicht im­mer er­folg­reich.

In Genf soll­te Clau­de Co­vas­si im Auf­trag des da­ma­li­gen Diens­tes für Ana­ly­se und Prä­ven­ti­on (DAP) im Rah­men der Ope­ra­ti­on «Mem­phis» das Gen­fer Is­lam­zen­trum (CIG) aus­spio­nie­ren. Im Jahr 2006 stieg Co­vas­si aus der Ope­ra­ti­on «Mem­phis» aus. Sein Vor­wurf: Als Ge­heim­dienst-Spit­zel ha­be er dem Lei­ter des CIG, Ha­ni Ra­ma­dan, ge­fälsch­te Ver­bin­dun­gen zu Ter­ro­ris­ten un­ter­ju­beln sol­len. Co­vas­si fürch­te­te sich um die Si­cher­heit sei­ner Per­son und flüch­te­te zu­nächst nach Ägyp­ten, bis er schliess­lich wie­der in die Schweiz zu­rück­kehr­te. Im Fe­bru­ar 2013 starb er im Al­ter von 42 Jah­ren.

Ein wei­te­rer Fall ei­nes in die Schweiz ge­flüch­te­ten Kur­den wur­de im Au­gust 2013 pu­blik. Im Ok­to­ber 2007 ver­such­ten zwei DAP-Schlapp­hü­te, die­sen Kur­den als Spit­zel an­zu­wer­ben. Sie lau­er­ten ihm je­weils im Bahn­hof Bern auf, wo er auf dem Weg zur Uni Frei­burg um­stei­gen muss­te. Bei ei­ner die­ser Bahn­fahr­ten hat der Kur­de das Ge­spräch un­be­merkt mit dem Mo­bil­te­le­fon auf­ge­nom­men. An­schlies­sens such­te er Hil­fe bei ei­nem An­walt. Die Kon­takt­ver­su­che der Schlapp­hü­te hör­ten zwar au­gen­blick­lich auf, aber nach rund ei­nem hal­ben Jahr er­folg­te ei­ne Haus­durch­su­chung und 13 Mo­na­te Un­ter­su­chungs­haft so­wie ein Re­de­ver­bot. Meh­re­re An­kla­ge­schrif­ten der Bun­des­an­walt­schaft hat das Bun­des­straf­ge­richt als un­ge­nü­gend zu­rück­ge­wie­sen. Am 28.​April 2014 star­te­te dann aber doch ein Pro­zess am Bun­des­straf­ge­richt in Bel­lin­zo­na. Ab­ge­hör­te Te­le­fon­ge­sprä­che in der Schweiz, wel­che der NDB «Mit­tei­lun­gen von eu­ro­päi­schen Part­ner­diens­ten» ent­nahm, bil­den den Kern der An­kla­ge, dür­fen aber nicht ver­wer­tet wer­den.

 

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