Mehr Kompetenzen, aber deutlich verstärkte Aufsicht

20. Mai 2015

Me­di­en­mit­tei­lung SiK-S zum Nach­rich­ten­dienst­ge­setz

An­ge­sichts der Ver­än­de­rung der Be­dro­hungs­la­ge, der tech­ni­schen Ent­wick­lun­gen und des ag­gres­si­ver ge­wor­de­nen Um­felds er­ach­tet es die Si­cher­heits­po­li­ti­sche Kom­mis­si­on des Stän­de­ra­tes (SiK-S) für not­wen­dig, dem Nach­rich­ten­dienst des Bun­des (NDB) er­wei­ter­te Kom­pe­ten­zen ein­zu­räu­men, da­mit die­ser sei­ne prä­ven­ti­ven Auf­ga­ben wahr­neh­men kann. Im Ge­gen­zug be­an­tragt die SiK-S, die Auf­sicht über den NDB stark aus­zu­bau­en.

Die SiK-S be­schloss an ih­rer Sit­zung vom 31. März 2015 ein­stim­mig, ih­rem Rat zu be­an­tra­gen, auf die Vor­la­ge zum Nach­rich­ten­dienst­ge­setz ein­zu­tre­ten. Sie führ­te die De­tail­be­ra­tung an ih­ren Sit­zun­gen vom 28. April und am 19. Mai 2015 fort und stimm­te der Vor­la­ge in der Ge­samt­ab­stim­mung mit 7 zu 0 Stim­men bei 0 Ent­hal­tun­gen zu.

Zu wich­ti­gen Punk­ten fäll­te die Kom­mis­si­on fol­gen­de Be­schlüs­se:

Die Kom­mis­si­on be­an­tragt ein­stim­mig, den Be­griff der be­son­de­ren La­gen im Ge­setz nicht zu ver­wen­den (Art. 3 E-NDG). Viel­mehr sol­len die Tat­be­stän­de, bei de­nen der Bun­des­rat dem NDB zu­sätz­li­che Auf­trä­ge er­tei­len kann, en­ger um­schrie­ben und neu un­ter dem Ti­tel Wah­rung wich­ti­ger Lan­des­in­ter­es­sen zu­sam­men­ge­fasst wer­den.

So­wohl bei der Wei­ter­ga­be von Per­so­nen­da­ten an in­län­di­sche wie auch an aus­län­di­sche Be­hör­den be­an­tragt die SiK-S, be­deu­ten­de Prä­zi­sie­run­gen vor­zu­neh­men (Art. 19, 24, 59 und 60 E-NDG). So hat die SiK-S na­ment­lich den Zeit­punkt der Wei­ter­ga­be der Da­ten an die in­län­di­schen Be­hör­den kla­rer ge­re­gelt, was auch der bes­se­ren Ab­gren­zung zwi­schen der Tä­tig­keit des NDB und den Schwei­zer Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den dien­lich ist. Für die Da­ten­wei­ter­ga­be an aus­län­di­sche Be­hör­den hat die Kom­mis­si­on neu ei­nen Kri­te­ri­en­ka­ta­log de­fi­niert.

Be­züg­lich der Iden­ti­fi­ka­ti­on und Be­fra­gung von Per­so­nen (Ar­ti­kel 23 E-NDG) be­an­tragt die SiK-S ei­ne ein­deu­ti­ge­re Fest­schrei­bung des Grund­sat­zes, dass die An­hal­tung von Per­so­nen durch den NDB ver­an­lasst wer­den kann, die­se aber durch An­ge­hö­ri­ge des Po­li­zei­korps durch­ge­führt wird. Die Kom­mis­si­on möch­te da­durch ei­nen Wi­der­spruch in der na­tio­nal­rät­li­chen Fas­sung auf­he­ben.

Die Ar­ten der ge­neh­mi­gungs­pflich­ti­gen Be­schaf­fungs­mass­nah­men (Ar­ti­kel 25 E-NDG) sol­len aus Sicht der Kom­mis­si­on wie vom Bun­des­rat vor­ge­schla­gen über­nom­men wer­den. Ein­ge­hend dis­ku­tiert wur­de in die­sem Zu­sam­men­hang auch die völ­ker­recht­li­che Pro­ble­ma­tik des Ein­drin­gens in Com­pu­ter­sys­te­me im Aus­land (Ar­ti­kel 36 E-NDG) so­wie die De­fi­ni­ti­on von „po­li­tisch heik­len Fäl­len“, bei wel­chen ge­mäss des Ent­wurfs des Bun­des­ra­tes die Zu­stim­mung der Che­fin oder des Chefs des VBS ein­ge­holt wer­den soll­te. Aus Sicht der Kom­mis­si­on ist die­se De­fi­ni­ti­on un­klar; ei­ne star­ke Mehr­heit (12 zu 1 Stim­men) möch­te des­halb die In­for­ma­ti­ons­be­schaf­fung durch das Ein­drin­gen in Com­pu­ter­sys­te­me im Aus­land eben­falls den ge­neh­mi­gungs­pflich­ti­gen Be­schaf­fungs­mass­nah­men ge­mäss Ar­ti­kel 25 un­ter­stel­len. Zu­sätz­lich ent­schied sich die Kom­mis­si­on mit Stich­ent­scheid des Prä­si­den­ten (6 zu 6 Stim­men bei 1 Ent­hal­tung) da­zu, auch das Be­ob­ach­ten und Fest­hal­ten in Bild und Ton (z.B. durch Droh­nen) von Vor­gän­gen und Ein­rich­tun­gen, die der ge­schütz­ten Pri­vat­sphä­re zu­zu­rech­nen sind, dem Ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren zu un­ter­stel­len.

Der Ab­lauf des Ge­neh­mi­gungs­ver­fah­rens soll aus Sicht der Kom­mis­si­on prä­zi­siert wer­den (Ar­ti­kel 28). Da­bei soll na­ment­lich die Ent­schei­dungs­kom­pe­tenz über das Ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren von der Prä­si­den­tin oder dem Prä­si­den­ten der zu­stän­di­gen Ab­tei­lung des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­rich­tes auch an ei­ne an­de­re Rich­te­rin oder ei­nen Rich­ter die­ses Ge­richts über­tra­gen wer­den kön­nen. Eben­so soll die Ge­richts­prä­si­den­tin oder der –prä­si­dent im Rah­men der Ent­scheid­fin­dung die An­hö­rung des NDB an­ord­nen kön­nen.

Mit knap­per Mehr­heit (6 zu 5 Stim­men) lehn­te die Kom­mis­si­on ei­nen An­trag ab, der dar­auf ab­ziel­te, den NDB vom Öf­fent­lich­keits­ge­setz aus­zu­neh­men. Die Kom­mis­si­ons­mehr­heit er­ach­tet die vom Bun­des­rat vor­ge­schla­ge­ne Kom­pro­miss­lö­sung, in der nur die In­for­ma­ti­ons­be­schaf­fung des NDB vom Öf­fent­lich­keits­prin­zip aus­ge­nom­men ist, als an­ge­bracht (Art. 66 E-NDG). Aus Sicht der Min­der­heit er­schwert die Un­ter­stel­lung des NDB un­ter das Öf­fent­lich­keits­prin­zip des­sen Ar­beit hin­ge­gen zu sehr.

Die SiK-S un­ter­stützt die ge­setz­li­che Ver­an­ke­rung ei­nes Or­ga­ni­sa­ti­ons­ver­bo­tes (Art. 72a E-NDG). Al­ler­dings möch­te sie die straf­recht­li­chen Tei­le da­von im Straf­ge­setz­buch ver­an­kern. Ins­be­son­de­re will die Kom­mis­si­on aber – im Ge­gen­satz zum Na­tio­nal­rat –, dass auch beim Or­ga­ni­sa­ti­ons­ver­bot Rechts­we­ge of­fen sind. Ein­stim­mig be­an­tragt sie ent­spre­chen­de An­pas­sun­gen von Art. 79 E-NDG.

Die Auf­sicht über den NDB soll deut­lich ver­stärkt wer­den. Zu die­sem Zweck be­an­tragt die Kom­mis­si­on die Schaf­fung ei­ner selb­stän­di­gen und un­ab­hän­gi­gen nach­rich­ten­dienst­li­chen Auf­sicht, die dem VBS nur ad­mi­nis­tra­tiv zu­ge­ord­net ist. Die­se Auf­sicht sorgt für die Kon­trol­le der nach­rich­ten­dienst­li­chen Tä­tig­keit im VBS auf ih­re Recht­mäs­sig­keit, Zweck­mäs­sig­keit und Wirk­sam­keit. Ihr jähr­li­cher Kon­troll­plan soll mit der par­la­men­ta­ri­schen Auf­sicht­s­tä­tig­keit ab­ge­stimmt wer­den (Art. 74 E-NDG). Zu­sätz­lich soll die be­reits be­ste­hen­de Un­ab­hän­gi­ge Kon­troll­in­stanz für die Funk­auf­klä­rung neu auch im Be­reich der Ka­belauf­klä­rung Kom­pe­ten­zen er­hal­ten. Na­ment­lich soll sie den Voll­zug der ge­neh­mig­ten und frei­ge­ge­be­nen Auf­trä­ge zur Ka­belauf­klä­rung be­auf­sich­ti­gen kön­nen (Art. 75 E-NDG). Wei­ter be­an­tragt die SiK-S meh­re­re Mass­nah­men, die ei­ner­seits dem Bun­des­rat und der Ge­schäfts­prü­fungs­de­le­ga­ti­on ei­ne ver­stärk­te Auf­sicht und Kon­trol­le des NDB er­mög­li­chen (Art. 76 E-NDG) und an­de­rer­seits si­cher­stel­len, dass die kan­to­na­le Dienst­auf­sicht ge­gen­über der heu­ti­gen Rechts­la­ge nicht ge­schwächt wird (Art. 78 E-NDG). Im Sin­ne ei­ner län­ger­fris­ti­gen Mass­nah­me be­an­tragt die Kom­mis­si­on schliess­lich, den Bun­des­rat zu be­auf­tra­gen, Be­richt zu er­stat­ten und Mass­nah­men auf­zu­zei­gen, ob und wie ei­ne Auf­sicht über den NDB aus­ser­halb der Bun­des­ver­wal­tung ein­ge­rich­tet wer­den soll und wie die­se aus­zu­ge­stal­ten sei. Die ent­spre­chen­de Mo­ti­on hat die Kom­mis­si­on ein­stim­mig ver­ab­schie­det.

 

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