4.4 Regelung der Archivierung von Unterlagen des NDB im ZNDG

5. Februar 2014

Als Or­gan der par­la­men­ta­ri­schen Auf­sichts­kom­mis­sio­nen hat die GPDel kei­ne ei­gen­stän­di­ge ge­setz­ge­be­ri­sche Auf­ga­be. Die GPDel be­trach­tet es aber als ih­re Auf­ga­be, die zu­stän­di­gen Le­gis­la­tiv­kom­mis­sio­nen dar­auf hin­zu­wei­sen, wie Pro­ble­me, die von der Ober­auf­sicht er­kannt wur­den, auf le­gis­la­to­ri­schem Weg kor­ri­giert wer­den kön­nen. Mit­be­rich­te zu Ge­setz­vor­la­gen er­lau­ben es der GPDel aus­ser­dem, Emp­feh­lun­gen aus ih­ren In­spek­tio­nen auf dem Weg der Ge­setz­ge­bung den not­wen­di­gen Nach­druck zu ver­lei­hen.

Nach­dem der Bun­des­rat am 14. Au­gust 2013 ei­ne Re­vi­si­on des ZNDG be­schlos­sen hat­te, lud die Si­cher­heits­po­li­ti­sche Kom­mis­si­on des Stän­de­rats (SiK-S) als zu­stän­di­ge Le­gis­la­tiv­kom­mis­si­on die GPDel am 23. Au­gust 2013 zu ei­nem Mit­be­richt ein.

Mit der ZNDG-Re­vi­si­on woll­te der Bun­des­rat in ers­ter Li­nie die ge­setz­li­chen Grund­la­gen für das In­for­ma­ti­ons­sys­tem ISAS schaf­fen. Die GPDel hat­te den Pi­lot­ver­such mit ISAS, den der NDB Mit­te 2010 be­gon­nen hat­te, in den letz­ten Jah­ren kri­tisch ver­folgt.116 Die GPDel un­ter­stütz­te die Vor­la­ge als Gan­zes und be­für­wor­te­te in ih­rem Mit­be­richt auch ei­nen Vor­schlag des Bun­des­rats zur Re­ge­lung der Dop­pel­ab­la­ge von In­for­ma­tio­nen in ISIS und ISAS, wel­che die GPDel in der bis­her vom NDB prak­ti­zier­ten Form be­an­stan­det hat­te (vgl. Ziff 4.3).

Als pro­ble­ma­tisch er­ach­te­te die GPDel je­doch die neu­en Be­stim­mun­gen, die der Bun­des­rat für die Ar­chi­vie­rung von Un­ter­la­gen des NDB ein­füh­ren woll­te. Im Rah­men ih­rer Ober­auf­sicht hat­te die GPDel näm­lich im Jahr 2010 fest­ge­stellt, dass der Bun­des­rat per Ver­ord­nung dem NDB er­laubt hat­te, ge­wis­se Un­ter­la­gen nicht dem Bun­des­ar­chiv (BAR) zur Ar­chi­vie­rung an­zu­bie­ten, son­dern nach ei­ner in­ter­nen Auf­be­wah­rungs­zeit rest­los zu ver­nich­ten (Art. 28 V-NDB und Art. 13 ISV-NDB). Be­trof­fen von die­ser Re­ge­lung wa­ren ins­be­son­de­re auch Un­ter­la­gen, die der NDB von aus­län­di­schen Diens­ten er­hal­ten hat­te. Mit die­ser Re­ge­lung war der Bun­des­rat vom Grund­satz des Ar­chi­vie­rungs­ge­set­zes (BGA)117 ab­ge­wi­chen, wo­nach al­le wich­ti­gen Un­ter­la­gen des Bun­des ar­chi­viert wer­den müs­sen - oh­ne für die­ses Vor­ge­hen im Ge­setz über ei­ne Grund­la­ge zu ver­fü­gen.

Im Rah­men der ZNDG-Re­vi­si­on woll­te der Bun­des­rat nun­mehr auf Ge­set­zes­stu­fe Un­ter­la­gen, die von aus­län­di­schen Part­ner­diens­ten stam­men, von der Ar­chi­vie­rung im BAR aus­neh­men (Art. 6l Abs. 1 E-ZNDG). Über das end­gül­ti­ge Schick­sal die­ser Ak­ten soll­te der Bun­des­rat nach ei­ge­nem Gut­dün­ken ent­schei­den kön­nen (Art. 6M Abs. 1 Bst. h E-ZNDG). Ob der Bun­des­rat auf­grund die­ser Be­stim­mung wie bis­her die Un­ter­la­gen von Part­ner­diens­ten des NDB voll­stän­dig ver­nich­ten las­sen woll­te oder al­ter­na­ti­ve Lö­sun­gen zur Ar­chi­vie­rung im BAR su­chen wür­de, liess sich aus dem Ge­set­zes­ent­wurf nicht er­ken­nen.

Aus Sicht der GPDel soll­te der Ge­setz­ge­ber über all­fäl­li­ge Aus­nah­men bei der Ar­chi­vie­rung ent­schei­den, und nicht der Bun­des­rat. Das Par­la­ment soll­te auch selbst be­stim­men, wie den öf­fent­li­chen In­ter­es­sen, die sich bei der Ar­chi­vie­rung von heik­len Ak­ten des Nach­rich­ten­diens­tes ge­gen­über­ste­hen, an­ge­mes­sen Rech­nung ge­tra­gen wer­den soll: Ei­ner­seits ist die Ar­chi­vie­rung al­ler wich­ti­gen Un­ter­la­gen des Bun­des für die spä­te­re Nach­voll­zieh­bar­keit sei­ner Tä­tig­keit wich­tig, an­de­rer­seits muss der NDB auch die Ver­trau­lich­keit von Un­ter­la­gen, die von aus­län­di­schen Part­ner­diens­ten stam­men, ge­währ­leis­ten kön­nen. Der nach­rich­ten­dienst­li­che In­for­ma­ti­ons­aus­tausch mit dem Aus­land könn­te sonst Scha­den neh­men.

In ih­rem Mit­be­richt vom 9. Ok­to­ber 2013 schlug die GPDel des­halb der SiK-S fol­gen­de Lö­sung vor: Al­le Un­ter­la­gen des NDB wer­den oh­ne Aus­nah­me im BAR ar­chi­viert; die Schutz­frist für Un­ter­la­gen von Part­ner­diens­ten kann je­doch so­lan­ge ver­län­gert wer­den, wie der aus­län­di­sche Dienst ei­ne Of­fen­le­gung die­ser Un­ter­la­gen ab­lehnt.

Der Vor­schlag der GPDel ori­en­tier­te sich an dem im BGA vor­ge­se­he­nen Ver­fah­ren, nach wel­chem der Bun­des­rat die Schutz­frist be­stimm­ter Ka­te­go­ri­en von Ak­ten nach ih­rem Ab­lauf ver­län­gern kann, falls ein über­wie­gen­des In­ter­es­se der Ein­sicht­nah­me in das be­tref­fen­de Ar­chiv­gut ent­ge­gen­steht. Ge­gen­über der SiK-S brach­te die GPDel auch ih­re Mei­nung zum Aus­druck, dass im BAR, dem auch die GPDel ih­re Ak­ten zur Ar­chi­vie­rung über­lässt, die Be­din­gun­gen für ei­ne si­che­re Auf­be­wah­rung ge­ge­ben sei­en.

Als am 12. No­vem­ber 2013 die SiK-S den An­trag der GPDel be­riet, an­er­kann­te auch das VBS den Grund­satz, dass al­le Un­ter­la­gen des NDB ar­chi­viert wer­den soll­ten. Die Kom­mis­si­on über­nahm in der Fol­ge vom VBS ei­ne ent­spre­chen­de For­mu­lie­rung in Ar­ti­kel 7a Ab­satz 1 des Ge­set­zes­ent­wurfs.

Die­ser Ar­ti­kel war auf An­trag der GPDel in den Ge­set­zes­ent­wurf auf­ge­nom­men wor­den und er­setz­te den Ar­ti­kel 6l im Ent­wurf des Bun­des­rats. Da­mit galt die Re­ge­lung für die Ar­chi­vie­rung nicht nur für die In­for­ma­tio­nen in ISAS, son­dern auch für al­le an­de­ren Un­ter­la­gen des NDB. Weil bei­spiels­wei­se auch In­for­ma­tio­nen von aus­län­di­schen Part­ner­diens­ten in ISIS be­ar­bei­tet wer­den, er­schien dies als zweck­mäs­sig.

Auch für Ab­satz 2 des von der GPDel vor­ge­schla­ge­nen Ar­ti­kels stimm­te die Kom­mis­si­on ei­ner neu­en For­mu­lie­rung des VBS zu, wel­che die Mit­wir­kungs­mög­lich­keit des be­trof­fe­nen aus­län­di­schen Si­cher­heits­diens­tes ge­währ­leis­ten soll­te. Al­ler­dings hat­te die SiK-S die Vor­schlä­ge des VBS nur un­ter dem Vor­be­halt an­ge­nom­men, dass die GPDel die­se Be­stim­mun­gen noch­mals über­prü­fe. Dies ge­schah an der Sit­zung der De­le­ga­ti­on vom 18. No­vem­ber 2013.

Da­bei stell­te die De­le­ga­ti­on fest, dass die For­mu­lie­rung des VBS für Ab­satz 2 Män­gel ent­hielt, die beim Voll­zug zu Un­klar­hei­ten füh­ren wür­den. Die ver­wen­de­te Ter­mi­no­lo­gie stimm­te näm­lich nicht mit der­je­ni­gen des BGA über­ein, wel­ches das Ver­fah­ren der Ar­chi­vie­rung re­gelt. Zu­sätz­li­che Ab­klä­run­gen beim Rechts­dienst des BAR be­stä­tig­ten die­se Ein­schät­zung.

Als der Stän­de­rat am 3. De­zem­ber 2013 die Re­vi­si­on des ZNDG be­riet, stell­te Stän­de­rat Paul Nie­der­ber­ger für die GPDel den An­trag, Ab­satz 2 von Ar­ti­kel 7a nach dem urs­rpüng­li­chen Vor­schlag der GPDel zu for­mu­lie­ren.118 Der Stän­de­rat folg­te die­sem An­trag.

 

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