Referendum gegen das Bundesgesetz über polizeiliche Massnahmen zur Bekämpfung von Terrorismus

1. November 2020

Am 25. Sep­tem­ber 2020 hat die Bun­des­ver­samm­lung das Bun­des­ge­setz über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus ver­ab­schie­det. Mit die­sem Ge­setz wer­den ein­mal mehr po­li­zei­li­che Prä­ven­tiv­mass­nah­men auf Kos­ten des Rechts­staa­tes und der Grund­rech­te aus­ge­baut.

grund­rech­te.ch hat die par­la­men­ta­ri­sche De­bat­te zu­sam­men mit die NGO-Platt­form Men­schen­rech­te Schweiz eng be­glei­tet und von An­fang kri­ti­siert, dass mit den im Ge­setz vor­ge­se­hen Mass­nah­men und De­fi­ni­tio­nen der staat­li­chen Will­kür Tür und Tor ge­öff­net wird. Ins­be­son­de­re wird mit dem Haus­ar­rest ei­ne Prä­ven­tiv­haft ein­ge­führt, wel­che durch die EM­RK klar un­ter­sagt ist.

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Lohn­hof Ba­sel, Bild An­dre­as Schwarz­kopf, Crea­ti­ve Com­mons CC0 Li­cen­se

Die Kri­tik an die­sem Ge­setz kommt denn auch von Fach­per­so­nen aus dem In- und Aus­land, et­wa von der Men­schen­rechts­be­auf­tra­gen des Eu­ro­pa­ra­tes, vom UNO-Son­der­be­auf­tra­gen für Men­schen­rech­te, von den Schwei­zer Mit­glie­der des UNO-Aus­schus­ses für die Rech­te des Kin­des so­wie ein of­fe­ner Brief von über sech­zig Rechts­pro­fes­so­ren­In­nen al­ler Schwei­zer Uni­ver­si­tä­ten.

Die brei­te Kri­tik ge­gen das Ge­setz rich­tet sich ins­be­son­de­re ge­gen fol­gen­de Punk­te:

Frei­heits­ent­zug für Kin­der; das Ge­setz er­laubt es, Mel­de­pflich­ten, Rayon- und Kon­takt­ver­bo­te ge­gen Min­der­jäh­ri­ge ab 12 Jah­ren, Frei­heits­ent­zug schon ab 15 Jah­ren zu ver­fü­gen;

Neue weit­rei­chen­de Ter­ro­ris­mus­de­fi­ni­ti­on; das Ge­setz de­fi­niert als «ter­ro­ris­ti­sche Ak­ti­vi­tät» jeg­li­che Be­stre­bun­gen zur Be­ein­flus­sung oder Ver­än­de­rung der staat­li­chen Ord­nung, die mit der «Ver­brei­tung von Furcht und Schre­cken» ver­wirk­licht oder be­güns­tigt wer­den sol­len, dar­un­ter kann jeg­li­cher le­ga­ler po­li­ti­scher Ak­ti­vis­mus sub­su­miert wer­den;

An­ord­nung er­folgt auf den blos­sen Ver­dacht durch die Po­li­zei; für die An­ord­nung der Zwangs­mass­nah­me ge­nü­gen «An­halts­punk­te» von der Po­li­zei oder vom Nach­rich­ten­dienst und sie müs­sen nicht von ei­nem Ge­richt an­ge­ord­net wer­den;

Ver­let­zung der Bun­des­ver­fas­sung und der Eu­ro­päi­schen Men­schen­rechts­kon­ven­ti­on; das Ge­setz sieht die Mög­lich­keit vor, je­man­den oh­ne Be­wei­se auf blos­sen Ver­dacht hin bis zu sechs Mo­na­te un­ter Haus­ar­rest zu stel­len, dies ver­stösst klar ge­gen Art. 5 EM­RK, das Par­la­ment nimmt da­mit den Bruch mit der EM­RK in Kauf.

Dank dem Mut der Jung­par­tei­en von den JU­SO über die Jun­gen Grü­nen bis zur jglp hat sich ein Ko­mi­tee ge­grün­det und das Re­fe­ren­dum ge­gen die­sen Will­kür­pa­ra­gra­fen er­grif­fen. grund­rech­te.ch un­ter­stützt das Re­fe­ren­dum ge­gen die­ses Ge­setz, denn wenn Po­li­zei und Ge­heim­dienst im­mer mehr ver­mischt wer­den, wer­den al­le Re­geln des Rechts­staa­tes zur Dis­po­si­ti­on ge­stellt und da­mit schliess­lich der Rechts­staat - un­ter dem Vor­wand ihn zu schüt­zen - «dem Mons­trum Ter­ro­ris­mus zum Frass vor­ge­wor­fen».

 

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