USA drohen mit Visumspflicht

19. März 2012

Die USA wollen auf Schweizer Polizeidatenbanken mit DNA-Profilen und Fingerabdrücken zugreifen

Die US-Be­hör­den for­dern den au­to­ma­ti­sier­ten Aus­tausch von er­ken­nungs­dienst­li­chen Da­ten wie Fin­ger­ab­drü­cken und DNA-Pro­fi­len. Kon­kret geht es um die «Co­ope­ra­ti­on in Preven­ting and Com­ba­ting Se­rious Cri­me» (PCSC) und um die «Home­land Se­cu­ri­ty Pre­si­den­ti­al Di­rec­tive 6» (HSPD-6). Fra­gen zum Da­ten­schutz sind aber nicht ge­klärt.

Ver­wehrt die Schweiz den USA den Zu­griff auf ih­re Po­li­zei­da­ten­ban­ken, se­hen die USA die Wie­der­ein­füh­rung der Vi­sums­pflicht für US-Rei­sen­de aus der Schweiz vor.

Auf die­se plum­pe Er­pres­sung sind vor 3 Jah­ren schon knapp mehr als die Hälf­te des Stimm­be­rech­tig­ten her­ein­ge­fal­len: Bei der Ab­stim­mung zum bio­me­tri­schen Pass mit in der Aus­weis­da­ten­bank ge­spei­cher­ten Fin­ger­ab­drü­cken be­haup­te­te Bun­des­rä­tin Eve­li­ne Wid­mer Schlumpf, dass bei ei­nem Nein das «Vi­sa Wai­ver Pro­gram» ge­kippt wür­de.

Nun ha­ben wir - völ­lig un­nö­ti­ger­wei­se - zen­tral ge­spei­cher­te Fin­ger­ab­drü­cke für al­le Passin­ha­ber, und den USA soll bis zum geht-nicht-mehr Ein­sicht in al­le mög­li­chen und un­mög­li­chen Da­ten­ban­ken ge­währt wer­den. Bis En­de Ju­ni 2012 soll ein ent­spre­chen­des Ab­kom­men ste­hen.

Be­son­ders der Aus­tausch von DNA-Pro­fi­len ist un­aus­ge­reift und feh­ler­an­fäl­lig. Über­mit­telt wer­den Zah­len­paa­re, die die Al­le­le - Va­ri­an­ten ei­nes Gens an ei­ner be­stimm­ten Stel­le auf ei­nem Chro­mo­som - re­prä­sen­tie­ren. Über­mit­tel­te DNA-Pro­fi­le müs­sen Al­lel­wer­te für min­des­tens sechs der sie­ben Gen­stel­len (so­ge­nann­te «Lo­ci») ent­hal­ten, die das «Eu­ro­pean Stan­dard Set of Lo­ci» be­inhal­tet. Zu­sätz­lich kön­nen sie je nach Ver­füg­bar­keit wei­te­re Lo­ci - er­laubt sind ins­ge­samt 24 - oder Leer­fel­der ent­hal­ten. Zwar wird emp­foh­len, «al­le ver­füg­ba­ren Al­le­le in der In­dex­da­ten­bank für DNA-Pro­fi­le zu spei­chern und für die Su­che und den Ab­gleich zu ver­wen­den», um die Tref­fer­ge­nau­ig­keit zu er­hö­hen. Al­ler­dings gilt be­reits die Über­ein­stim­mung von sechs Lo­ci als «Tref­fer». Doch mit der wach­sen­den Zahl der Mit­glie­der im Prüm-Netz­werk wächst das Ri­si­ko von Zu­falls­tref­fern. So rech­ne­te man vor dem deutsch-nie­der­län­di­schen Mas­sen­ab­gleich von DNA-Pro­fi­len im Som­mer 2008 mit 190 sol­cher fal­schen Tref­fer (sie­he «Netz mit Web­feh­lern»).

Be­son­ders das FBI, wel­ches neu Zu­griff auf al­le schwei­ze­ri­schen Po­li­zei­da­ten­ban­ken ha­ben soll, ist für sei­ne schlam­pi­ge Ar­beit, wel­che schon zur Hin­rich­tung vie­ler Un­schul­di­ger ge­führt hat, be­rüch­tigt.

Am 27. Ju­ni 2012 hat der Bun­des­rat mit­ge­teilt, dass mit den USA ein Ab­kom­men über den Aus­tausch von Fin­ger­ab­drü­cken und DNA-Pro­fi­len aus­ge­han­delt wor­den sei und dass da­her das Vi­sa-Wai­ver-Pro­gramm fort­ge­führt wer­de. De­tails sind noch nicht be­kannt, das Ab­kom­men muss zu­dem vom Na­tio­nal- und Stän­de­rat ge­neh­migt wer­den.

 

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