3.5.4 Überwachung Post- und Fernmeldeverkehr

5. Februar 2014

(Aus­zug Jah­res­be­richt der Ge­schäfts­prü­fungs­kom­mis­sio­nen und der Ge­schäfts­prü­fungs­de­le­ga­ti­on der eid­ge­nös­si­schen Rä­te)

Nach­dem das al­te Über­wa­chungs­sys­tem für den Post- und Fern­mel­de­ver­kehr, das La­w­ful In­ter­cep­ti­on Sys­tem (LIS), nach ein­hel­li­ger Be­ur­tei­lung auf das En­de sei­nes Le­bens­zy­klus zu­ging, wur­de im Au­gust 2008 das Pro­jekt «In­ter­cep­ti­on Sys­tem Schweiz» (ISS) zur Er­neue­rung der zen­tra­len In­for­ma­tik-In­fra­struk­tur der Über­wa­chung des Fern­mel­de­ver­kehrs in­iti­iert. Die neue In­fra­struk­tur soll­te im Som­mer 2011 den pro­duk­ti­ven Be­trieb über­neh­men. Auf­grund schwer­wie­gen­der Pro­ble­me in der Pro­jekt­füh­rung und im Sys­tem kam es zu er­heb­li­chen Ver­zö­ge­run­gen im Pro­jekt.

Ab Fe­bru­ar 2013 wur­de in den Me­di­en ver­schie­dent­lich Kri­tik am neu­en Über­wa­chungs­sys­tem ge­übt: Es wür­de nicht rich­tig funk­tio­nie­ren und sei schon vor der In­be­trieb­nah­me wie­der ver­al­tet. Aus die­sem Grund führ­te die Sub­kom­mis­si­on EJPD/BK der GPK-S im März 2013 ei­ne An­hö­rung mit di­ver­sen Mit­glie­dern des Len­kungs­gre­mi­ums Fern­mel­de­über­wa­chung (LG FMÜ) durch, wel­ches sich auf stra­te­gi­scher Ebe­ne mit der Ein­füh­rung von ISS be­fass­te. Es be­stand Ei­nig­keit, dass gros­se Pro­ble­me be­ste­hen. Über das wei­te­re Vor­ge­hen soll­te En­de April un­ter an­de­rem auf Ba­sis ex­tern durch­ge­führ­ter Au­dits zum Pro­jekt und zum Sys­tem Be­schluss ge­fasst wer­den. Das LG FMÜ wur­de des­halb ge­be­ten, die Sub­kom­mis­si­on über al­le wei­te­ren Schrit­te zu in­for­mie­ren.

Am 24. April 2013 ent­schied das LG FMÜ, das Pro­jekt ISS zwar vor­läu­fig wei­ter­zu­füh­ren, par­al­lel da­zu aber ein Al­ter­na­tiv­sys­tem zu tes­ten. Gleich­zei­tig wur­de die Pro­jekt­orga­ni­sa­ti­on an­ge­passt und das EJPD mehr ein­ge­bun­den.

Am 20. Sep­tem­ber 2013 wur­de dann be­schlos­sen, das Pro­jekt ISS de­fi­ni­tiv ab­zu­bre­chen und statt­des­sen das Al­ter­na­tiv­sys­tem - ei­ne Er­neue­rung des be­ste­hen­den LIS - auf­zu­bau­en. Dank der er­neu­ten Be­rück­sich­ti­gung der bis­he­ri­gen Be­trei­be­rin als Her­stel­le­rin des neu­en Sys­tems konn­te die­se ent­ge­gen ih­rer ur­sprüng­lich Ab­sicht ver­pflich­tet wer­den, das be­ste­hen­de Sys­tem wei­ter­hin zu war­ten, bis das neue Sys­tem - frü­hes­tens En­de 2015 - den ope­ra­ti­ven Be­trieb auf­neh­men wird.

An der Sit­zung vom 1. No­vem­ber 2013 wur­de die Sub­kom­mis­si­on er­neut von Mit­glie­dern des LG FMÜ über die Aus­ge­stal­tung des neu­en Über­wa­chungs­sys­tems in­for­miert: Die Her­stel­le­rin lie­fert ein Kern­sys­tem, wel­ches mit län­der­spe­zi­fi­schen An­pas­sun­gen (so­ge­nann­tes Del­ta A) er­gänzt wird. Ge­mäss Selbst­de­kla­ra­ti­on han­delt es sich da­bei al­ler­dings nur um ein re­du­zier­tes Ba­sis­sys­tem, wel­ches ab 2016 zwar wie­der ei­nen si­che­ren und sta­bi­len Be­trieb der Über­wa­chungs­in­fra­struk­tur er­lau­ben soll, den be­reits heu­te be­ste­hen­den Be­dürf­nis­sen der Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den aber kaum ge­recht wird. Der mo­du­la­re Auf­bau des Sys­tems soll es dann al­ler­dings er­lau­ben, über wei­te­re Aus­bau­schrit­te (so­ge­nann­tes Del­ta B) die Fern­mel­de­über­wa­chung den An­for­de­run­gen ih­rer Nut­zer an­zu­pas­sen. Dar­über, ob und falls ja, wann sol­che An­pas­sun­gen vor­ge­nom­men wer­den sol­len, be­steht im LG FMÜ al­ler­dings noch kei­ne Ei­nig­keit.

Die GPK-S be­schloss an ih­rer Sit­zung vom 5. No­vem­ber 2013, dem Bun­des­rat ih­re Sor­ge dar­über mit­zu­tei­len, dass of­fen­bar ein ge­wis­ses Ri­si­ko für ei­nen To­tal­aus­fall der Fern­mel­de­über­wa­chung be­steht, bis das neue LIS ab 2016 den ope­ra­ti­ven Be­trieb über­nom­men ha­ben soll­te. Die Kom­mis­si­on er­war­tet vom Bun­des­rat aber nicht nur, dass er al­les da­für tut, da­mit sich die­ses Ri­si­ko nicht rea­li­siert, son­dern sie er­war­tet vom EJPD auch, dass es sich be­reits heu­te mit den Be­dürf­nis­sen der Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den nach ei­ner Über­wa­chungs­in­fra­struk­tur, wel­che al­le ak­tu­el­len Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel und -we­ge ab­deckt, be­fasst. Ins­be­son­de­re müs­sen da­für ein Dia­log mit den zu­stän­di­gen Stel­len und Be­hör­den ge­führt und die not­wen­di­gen Mit­tel be­reit­ge­stellt wer­den.

 

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